Taliban-Massaker in Schule:Pakistan erlaubt Todesstrafe für Terroristen

At least 140 killed at Pakistan school under Taliban attack

Trauer um Opfer des Taliban-Massakers in Peschawar

(Foto: dpa)
  • Nach dem Taliban-Massaker in einer Schule in Peschawar hat Pakistan den Vollzug der Todesstrafe wieder erlaubt. Pakistans Präsident Nawaz Sharif ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
  • Noch ist unklar, wie viele Menschen genau bei dem blutigen Überfall der Taliban auf eine Schule getötet wurden. Pakistanische Zeitungen berichten von mindestens 141 Toten - die meisten davon sind Kinder.
  • Die Armee kündigte Vergeltung an. Bereits am Abend flog Pakistans Luftwaffe Angriffe auf Stellungen der Taliban.
  • Die afghanischen Taliban verurteilten die Tat, die von Mitgliedern der pakistanischen Gruppierung Tehrik-e-Taliban verübt wurde.

Pakistan erlaubt Todesstrafe wieder

Nach dem blutigen Überfall islamistischer Taliban auf eine vom Militär betriebene Schule in Peschawar hat Pakistan die Vollstreckung der Todesstrafe wieder zugelassen. Sie war seit 2008 ausgesetzt. Ein Regierungsausschuss habe ein Ende des Moratoriums vorgeschlagen und Ministerpräsident Nawaz Sharif habe dem zugestimmt, sagte Sharifs Sprecher. Der pakistanischen Daily Times zufolge wird der Vollzug der Todesstrafe speziell für Fälle zugelassen, in denen Terroristen zum Tode verurteilt werden.

Drei Tage Staatstrauer

Zuvor hatte in dem Land eine dreitägige Trauer um die Toten begonnen. Ministerpräsident Sharif nannte den Angriff eine nationale Tragödie. Insgesamt starben bei dem Angriff in Peshawar pakistanischen Zeitungen zufolge mindestens 141 Menschen. 132 davon waren Kinder. Mehr als 120 Menschen wurden verletzt.

Unerwarteter Überfall auf eine Schule

Die Extremisten waren am Dienstagvormittag in die vom Militär geführte Schule eingedrungen und hatten das Feuer auf Schüler und Lehrer eröffnet, die sich im Auditorium zu einer Prüfung versammelt hatten. Schüler flüchteten vor den Angreifern, versteckten sich unter Möbeln oder in den Rohren der Klimaanlage.

Im Fernsehen war zu sehen, wie Soldaten Schüler in Sicherheit brachten. Blutüberströmte Kinder und Lehrer wurden aus der Schule getragen. Verzweifelte Eltern drängten sich um die Rettungsautos, hinter Absperrungen vor der Schule und in den Notaufnahmen der Krankenhäuser.

Am Dienstagabend konnte die Armee die Besetzung der Schule nach stundenlangen Gefechten schließlich beenden - alle Angreifer wurden dem Militär zufolge getötet.

Armeechef kündigt Vergeltung an

Armeechef Raheel Sharif kündigte Vergeltung "bis zur vollständigen Eliminierung" der militanten Islamisten in Pakistan an. Die Luftwaffe flog bereits am Abend Medienberichten zufolge mehrere Angriffe gegen Stellungen der Taliban.

Die Extremisten hatten nach Angaben von Militärsprecher Asim Saleem Bajwa bei dem Überfall auf die Schule nur ein Ziel: "Unschuldige Kinder zu töten". "Sie wollten überhaupt keine Geiseln nehmen", wurde der General in der Nacht zum Mittwoch von den pakistanischen Medien zitiert.

Afghanische Taliban verurteilen Tat der pakistanischen Gruppierung

Die Taliban in Afghanistan verurteilten den Anschlag der pakistanische Tehrik-e-Taliban-Kämpfer. Die absichtliche Tötung unschuldiger Menschen, Kinder und Frauen verstoße gegen die Grundlagen des Islam, erklärte der afghanische Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid. Beide Gruppen sind zwar organisatorisch getrennt, arbeiten aber zusammen. Sie kämpfen für den Sturz ihrer jeweiligen Regierungen und die Schaffung eines islamischen Staates.

Ein Sprecher der Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) hatte versucht, den Angriff in örtlichen Medien zu rechtfertigen. Die vom Militär betriebene Schule sei zum Ziel geworden, "weil sie auch unsere Familien angreifen". "Wir wollen, dass sie den Schmerz fühlen, den wir fühlen."

Weltweites Entsetzen

Der Angriff sorgte weltweit für Entsetzen. "Die Geiselnahme und Ermordung von Kindern und Jugendlichen ist an Grausamkeit nicht zu überbieten", schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Kondolenztelegramm. Bundespräsident Joachim Gauck sprach von einem "feigen Akt des Terrorismus". Auch US-Präsident Barack Obama verurteilte den "entsetzlichen" Überfall auf das Schärfste. "Mit diesem abscheulichen Angriff auf Schüler und Lehrer haben Terroristen einmal mehr ihre Verdorbenheit gezeigt", sagte er einer vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung zufolge.

Auch Iran zeigt sich betroffen über das Attentat: "Das war eine unmenschliche und unislamische Tat, die in keiner Weise zu rechtfertigen ist", sagte Außenamtssprecherin Marsieh Afcham. Alle pakistanischen Gruppierungen müssten sich nun mehr denn je gegen Extremismus, Terrorismus und Gewalt stellen, sagte die Sprecherin nach Angaben der Nachrichtenagentur Irna.

Spoke to PM Nawaz Sharif over the telephone. Offered my deepest condolences on the dastardly terror attack in Peshawar.

— Narendra Modi (@narendramodi) 16. Dezember 2014 " />

Indiens Premier Narendra Modi telefonierte nach eigenen Angaben mit Sharif. "Habe ihm angesichts der niederträchtigen Terrorattacke in Peschawar mein tiefstes Beileid ausgedrückt", teilte Modi im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Gespräche zwischen den Regierungschefs der beiden verfeindeten Atommächte sind äußerst selten.

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