Taliban-Aufstand bei Kandahar:Afghanische Armee und Nato bereiten Offensive vor

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Erst haben Taliban-Kämpfer das größte Gefängnis im Süden Afghanistans gestürmt, Hunderte Häftlinge befreit und offenbar mehrere Dörfer erobert. Jetzt holt die Nato mit der afghanischen Armee zum Gegenschlag aus. Die Bewohner werden mit Flugblättern vor Angriffen gewarnt - doch sie sollen nicht fliehen, sondern zu Hause bleiben.

Nach dem Taliban-Angriff auf ein Gefängnis in Kandahar und dem Ausbruch Hunderter Häftlinge bereitet die Armee in Afghanistan jetzt einen Großangriff auf radikalislamische Kämpfer vor.

Ein kanadischer Soldat der Isaf an einem Kontrollpunkt in Arghandab, 15 Kilometer nordwestlich von Kandahar. (Foto: Foto: AP)

Wie das Verteidigungsministerium in Kabul mitteilte, werden in der Provinz Kandahar Tausende Soldaten zusammengezogen. Auch ein Sprecher der Internationalen Schutztruppe Isaf bestätige, dass Nato-geführte Einheiten in der Region "umgruppiert" würden.

Etwa 500 Aufständische sollen in der Nacht zu Montag in einer Großoffensive mehrere Dörfer nördlich der Stadt Kandahar besetzt haben. Mehr als 700 Familien, also rund 4.000 Menschen, seien bereits geflohen.

Nach Angaben der örtlichen Polizei haben die Taliban-Kämpfer Minen gelegt und Brücken zerstört, um den Vormarsch der Sicherheitskräfte zu behindern. Ein Taliban-Sprecher erklärte, die Aufständischen seien gut ausgerüstet und "auf alles vorbereitet".

Isaf-Sprecher General Carlos Branco widersprach laut CNN den Berichten über die militärischen Erfolge der Taliban. Seinen Angaben zufolge haben die Taliban in der Nähe von Kandahar keine Dörfer erobert. "Es gibt keine Beweise für große Konzentrationen von Aufständischen", so Branco laut CNN.

Wie Augenzeugen berichteten, warfen Nato-Hubschrauber gleichwohl Flugblätter über mehreren Dörfern ab, um die Bewohner zu warnen. Laut Isaf-Sprecher-Branco werden die Menschen aufgefordert, zu Hause zu bleiben - und nicht die Gegend zu verlassen. "Wir wollen keine humanitäre Krise", so General Branco.

"Ein guter Ort, um zu kämpfen"

Erst am vergangenen Freitag hatten die Taliban Hunderte Gesinnungsgenossen aus einem Gefängnis in Kandahar befreit. Zahlreiche entflohene Häftlinge hätten sich den Taliban in Arghandab angeschlossen, sagte ein Taliban-Sprecher, Mullah Ahmedullah, der Nachrichtenagentur AP.

Insgesamt seien rund 400 Kämpfer von der Nachbarprovinz Chakres nach Arghandab gekommen. "Wir haben den größten Teil des Gebietes besetzt, und es ist ein guter Ort, um zu kämpfen", erklärte Ahmedullah weiter. "Jetzt warten wir auf die Nato- und die afghanischen Soldaten."

Einer der aus der Region geflohenen Afghanen sagte, die Familien seien ausgerechnet zur Erntezeit zur Flucht gezwungen worden. Viele stünden damit vor dem finanziellen Ruin. Arghandab verfügt über weitläufige Obstplantagen.

© AP/afp/dpa/gdo/buma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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