Taksim-Platz:Istanbuls Polizei geht erneut gegen Demonstranten vor

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Proteste in Istanbul: Erneut geht die Polizei hart gegen Demonstranten vor.

(Foto: AFP)

Kurz vor der geplanten Wiedereröffnung des Gezi-Parks in Istanbul ist die Polizei hart gegen weitestgehend friedliche Proteste vorgegangen. Mit Wasserwerfern und Tränengas versuchten die Sicherheitskräfte zehntausende Demonstranten davon abzuhalten, den Park zu betreten.

Fünf Wochen nach Beginn der Proteste gegen die islamisch-konservative Regierung in der Türkei dauern die Demonstrationen trotz des harten Vorgehens der Polizei an. Am Rande des Taksim-Platzes in Istanbul gingen die Sicherheitskräfte am Samstagabend wieder massiv mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Zehntausende weitestgehend friedliche Demonstranten vor. Polizeiketten riegelten den Taksim-Platz bereits an den Zufahrtsstraßen ab.

Zu der erneuten Demonstration auf dem Platz hatte das breite Protestbündnis "Taksim Plattform" aufgerufen. Istanbuls Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu hatte die Großkundgebung für illegal erklärt. Bereits Hunderte Meter vor dem Platz versuchte die Polizei auf der Einkaufsstraße Istiklal Caddesi gewaltsam, Menschen daran zu hindern, zu der Demonstration zu gelangen. Wasserwerfer rasten unter Einsatz ihrer Wasserkanonen in voller Fahrt auf friedliche Demonstranten zu, die panisch versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Am Rande des Taksim-Platzes versuchten Menschen erfolglos, sich gegen einen Wasserwerfer zu stemmen.

Nach Beginn des Wasserwerfereinsatzes warfen Demonstranten vereinzelt Pflastersteine auf die Sicherheitskräfte. Die Polizei verfolgte Demonstranten in kleine Seitenstraßen. Angaben über Verletzte lagen zunächst nicht vor, es waren aber zahlreiche Krankenwagen im Einsatz. Wegen des Tränengaseinsatzes klagten viele Menschen über gereizte Augen und Atemwege. Auch Kinder waren betroffen und weinten vor Schmerzen. Touristen gerieten ebenfalls zwischen die Fronten.

Wenige Stunden vor der Demonstration hatte Gouverneur Mutlu über den Kurznachrichtendienst Twitter angekündigt, der an den Taksim-Platz angrenzende Gezi-Park werde an diesem Sonntag wiedereröffnet. Der Park war zum Symbol für die landesweiten Proteste in der Türkei geworden. Sie hatten sich an Regierungsplänen entzündet, eine der letzten Grünflächen im Stadtzentrum zu bebauen. Die seit Ende Mai andauernden Proteste haben nach offiziellen Angaben mindestens vier Demonstranten und einen Polizisten das Leben gekostet. Hunderte Menschen wurden verletzt, zahlreiche weitere wurden festgenommen.

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