T-Shirt-Druckerei:Gratis-Werbung dank Pegida-Fan

  • Ein Unternehmen weigert sich, einer Kundin ein T-Shirt mit der Aufschrift "I love Pegida" zu bedrucken.
  • In der schriftlichen Antwort heißt es: Man sehe aus "ethischen Gründen" von dem Auftrag ab.
  • Die Kundin macht ihrer Enttäuschung via Facebook Luft - und ruft dadurch eine Welle der Unterstützung für die Firma hervor.
  • Im Sortiment der Firma befinden sich auch fragwürdige Produkte.

Von Dorothea Grass

Eigentlich wollte Kerstin B. aus Bautzen der Firma Spreadshirt ja eins auswischen, als sie am Wochenende auf ihrem Facebookprofil ein Foto von ihrem schwarzen T-Shirt postete. Aber dann kam alles ganz anders. Auf dem Shirt war ein rotes Herz gedruckt, das in Kombination mit den übrigen Worten den englischen Satz ergibt: "I ♥ Pegida", zu Deutsch: "Ich liebe Pegida".

Gerne hätte Kerstin B. sich das Leibchen bei dem Leipziger Unternehmen bedrucken lassen. Aber die Firma verweigerte diesen Auftrag schriftlich - aus "ethischen Gründen". In ihren Augen vertrete die "lächerliche Vereinigung" keine Meinung, sondern stehe für "rassistische, diskriminierende und menschenverachtende Äußerungen". Man hoffe, die Kundin erkenne irgendwann, mit wem sie da zusammen auf die Straße gehe - "mit Nazis".

Kerstin B. hat ihr gewünschtes T-Shirt daraufhin von einem anderen Shop bedrucken lassen, und zwar "problemlos", wie sie schreibt. Aber diesen für sie ärgerlichen Vorfall wollte sie unbedingt in den sozialen Netzwerken teilen und bat öffentlich in der Gruppe "Mein Deutschland in Bildern" darum, sich dazu "eine eigene Meinung" zu bilden.

Wie die Sächsin die Welt sieht, wird durch ihre Facebook-Timeline deutlich. Ihre Themen lauten: "Kriegstreiberland Amerika!", dazu ein schwarz-rot-goldener Aufruf zu einem "Spaziergang" der Gruppe "Widerstand Bautzen", Gedanken über Flüchtlinge, was genau eigentlich rechts ist und so weiter. Was sie sonst noch interessiert: Blumen, Hunde und Tatjana Festerling, die einst islamfeindliche Hooligan-Demos lobte und erfolglos für Pegida zur OB-Wahl in Dresden antrat.

Die "korrekten Leute" haben ein breites Sortiment

Kerstin B. erhielt einigen Zuspruch bei Facebook wegen der T-Shirt-Sache. So schimpfte eine Userin: "diese linke Gesinnung der Frankfurter Schule richtet NUR schaden an!!"

Offenkundig hoffte die Pegidistin auf etliche Reaktionen auf ihren Post. Die kamen auch - allerdings auf eine andere Weise, als sie erwartet hatte: in Form von positivem Feedback für die Leipziger T-Shirt-Drucker: "Finde ich toll das es bei euch nicht ausschließlich um Profit geht" heißt es da zum Beispiel, einige bedanken sich für die "klare Haltung" oder loben die "schöne Aktion".

Andere bekunden, jetzt zu wissen, wo sie demnächst ihre T-Shirts bedrucken lassen werden. Nämlich bei den "korrekten Leuten" von Spreadshirt - eigenen Angaben zufolge "Europas größte T-Shirt-Druckerei". Vor drei Jahren hatte sich der Chef Philip Rooke die europaweiten Markenrechte an den sogenannten "I ♥"-Motives sichern lassen. Jahresumsatz der Firma im Jahr 2014: ansehnliche 72 Millionen Euro.

Und nun die positive PR wegen der Pegida-Causa. Man könnte glauben, es handele sich bei der Geschichte um eine Inszenierung. Spreadshirt-Pressesprecherin Anja Greulich winkt ab. "Das ist eine echte Antwort einer Mitarbeiterin aus unserem Asset-Management-Team." Die Abteilung kümmere sich um die vielen Designs, die jeden Tag über die Plattform hochgeladen werden.

Inzwischen mischen sich unter die Applaudierer auch kritische Stimmen, die auf andere Produkte der Firma hinweisen, die von einschlägigen Kunden geordert werden. Die fragen, warum das Unternehmen zwar keine "I love Pegida"-Shirts drucken möchte, trotzdem aber Tassen mit der Aufschrift "Freital" in schwarz-rot-goldener Schrift verkauft - in dem Ort gibt es drastische Proteste gegen Flüchtlinge.

Spreadshirt bietet auch Kapuzenpullis an, auf denen ein großes schwarzes "Eisernen Kreuz" pragt. Die Bundeswehr nutzt die Grundzüge noch als Signet, doch in der "Hoodie"-Variante wurde das "EK" als Verdienstorden verliehen - von 1813 bis 1945. Eine nicht immer eindeutige Angelegenheit also.

Die Grauzone, das Spannungsfeld und die PR

Auf solche Produkte angesprochen, wiegelt Spreadshirt ab. Weltweit könnten Menschen ihre Bilder und sonstige Designs hochladen, um sie auf T-Shirts oder Tassen drucken zu lassen. "Wir sind stolz darauf, eine offene Plattform zu sein, aber das hat natürlich Grenzen." Die lägen in der Gesetzestreue und man verbiete daher gewaltverherrlichende, pornografische oder volksverhetzende Inhalte.

Darüber hinaus gebe es eine große Grauzone zu Geschmacksfragen oder politischer und religiöser Einstellungen, so Greulich. "In dieser Grauzone bewegt sich dieser Bereich." Man habe in der Vergangenheit einige Inhalte bereits verboten.

Dass es für die Außenwelt nicht unbedingt nachvollziehbar ist, ähnliche Produkte dennoch zu vertreiben, verstünde man, so Greulich. Aber so sei das eben mit den erwähnten Grauzonen und dem Spannungsfeld, in dem sich die Produkte des Unternehmens befänden. Davon, dass man etwa Eiserne Kreuze auf Kapuzenpullovern aus dem Sortiment nehmen werde oder auch die Freital-Tassen, ist keine Rede.

Kerstin B. aus Bautzen freut sich in ihrem aktuellsten Facebook-Post übrigens auch über die mediale Aufmerksamkeit. Eines möchte die Pegida-Anhängerin "nochmal" betonen: Sie sei "nicht rechts".

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