SZ-Kinderspezial zur Wahl:So arbeitet Angela Merkel wirklich

Regierungssprecher Wilhelm verrät, wie viele SMS die Kanzlerin verschickt und was Angela Merkel macht, wenn sie das Essen nicht mag.

C. Mayer und M. Rolff

Als Regierungssprecher weiß Ulrich Wilhelm genau, wie sich Staats- und Regierungschefs benehmen sollten. Die Süddeutsche Zeitung für Kinder sprach mit ihm darüber.

SZ-Kinderspezial zur Wahl: Angela Merkel: Als Kanzlerin kann sie anziehen, was sie will - theoretisch.

Angela Merkel: Als Kanzlerin kann sie anziehen, was sie will - theoretisch.

(Foto: Foto: Getty)

SZ: Dürfen Kanzler selbst bestimmen, wohin sie in den Urlaub fahren?

Ulrich Wilhelm: Ja, die Kanzlerin zum Beispiel bestimmt das zusammen mit ihrem Mann. Diesen Sommer waren beide zum Wandern in den Bergen.

SZ: Sucht ein Kanzler selbst aus, was er oder sie anzieht?

Wilhelm: Ja. Aber natürlich muss er dabei Rücksicht auf den jeweiligen Anlass nehmen. Bei einem Staatsbesuch zum Beispiel ist feinere Kleidung wichtiger als bei einem normalen Arbeitstermin im Büro.

SZ: Die Kanzlerin ist bekannt dafür, dass sie sehr viele SMS schreibt. Wie viele sind das genau? Und wem schreibt sie?

Wilhelm: Die Anzahl ist nicht jeden Tag gleich. Aber Angela Merkel gehört sicher zu den Regierungschefs in Europa, die besonders viele SMS schreiben. Bei komplizierten Themen mit vielen Details ist es besser, einen ausführlichen Brief zu schreiben - und am allerbesten ist es dann, über das Thema persönlich zu sprechen.

SZ: Darf man als Kanzler Geschenke annehmen? Und was kriegt man wann und von wem geschenkt?

Wilhelm: Meistens tauschen Politiker bei Staatsbesuchen Geschenke aus. Diese offiziellen Geschenke werden im Kanzleramt aufbewahrt und gehören nicht dem Kanzler, sondern unserem Land. Und einige davon sind auch in einer kleinen Ausstellung im Kanzleramt zu sehen.

SZ: Wie wird man als Kanzler von wem angesprochen?

Wilhelm: Die offizielle Anrede für Angela Merkel ist "Frau Bundeskanzlerin". Sonst ist es wie bei anderen Menschen: Mit einigen Kollegen duzt sich die Kanzlerin, andere sagen "Frau Merkel".

SZ: In welches Land sollte man zuerst reisen, wenn man gerade Kanzler geworden ist?

Wilhelm: Das entscheidet jeder Kanzler selbst. Die meisten entscheiden sich für die engsten Partner. Die Bundeskanzlerin ist zuerst nach Paris gefahren, so wie Frankreichs Präsident Sarkozy zuerst nach Berlin kam.

SZ: Ein Kanzler kriegt Anfragen von Tausenden Menschen. Bei welchen Terminen sagt man zu? Wie bleibt man gerecht?

Wilhelm: Jede Einladung wird von den Mitarbeitern sorgfältig geprüft. Und dann muss man immer im Einzelfall abwägen, was gerade am wichtigsten ist. Eine feste Regelung gibt es nicht.

SZ: Was macht die Kanzlerin, wenn sie auf einem Staatsbesuch ein Essen vorgesetzt bekommt, das sie nicht mag?

Wilhelm: Das kommt eher selten vor, weil bei der Vorbereitung von Staatsbesuchen daran gedacht wird, was den Gästen schmeckt. Zur Not kann man auch mal einen Gang auslassen oder etwas anderes bestellen.

SZ: Darf man als Kanzler mit anderen Staatschefs auch privat befreundet sein?

Wilhelm: Es ist wie im normalen Leben: Mit manchen Menschen versteht man sich schnell gut, und mit anderen dauert es länger oder wird nie so herzlich. Ein Kanzler baut mit vielen Kollegen ein gutes Verhältnis und gegenseitiges Vertrauen auf. Aber richtige Freundschaften, wie mit Schulfreunden, sind in der Politik selten.

SZ: Wie hält ein Kanzler den ganzen Stress aus?

Wilhelm: Spitzenpolitiker haben eine sehr robuste Gesundheit. Das ist eine Voraussetzung für solche Ämter. Dazu kommt die Fähigkeit, sich schnell zu erholen. Die kann man auch trainieren, zum Beispiel den Zehn-Minuten-Schlaf: Während eines Flugs oder einer Autofahrt kurz die Augen zuzumachen.

SZ: Was ist am Kanzlersein eigentlich das Schönste?

Wilhelm: Dass ein Regierungschef so viele interessante Menschen kennenlernen kann und dass kein Tag langweilig ist. Wer sonst kann das von sich sagen?

Zum ersten Mal erscheint an diesem Mittwoch eine Süddeutsche Zeitung für Kinder. Auf 20 Seiten beschäftigt sich die Beilage unter der Überschrift "Kanzler, Kraftpakete, blinde Kühe" mit dem Thema Politik. Warum wählen Erwachsene? Was muss ein Bundeskanzler können? Welchen Einfluss haben Politiker auf Sportler, Kinofilme und Süßigkeiten? Das alles wird kindgerecht erklärt - bis hin zur Frage, wie die Tiere in der Wildnis ihre Chefs bestimmen.

(Lehrerinnen und Lehrer können kostenlos einen Klassensatz dieser Beilage bestellen Telefon 01805/ 455 955; 14 ct./Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunktarife können abweichen)

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: