Syrien:Zahltag

Der Westen kann sich nur Russlands Bedingungen fügen.

Von Ronen Steinke

Mit Assad reden wollen immer mehr Staaten, nach den USA und Deutschland nun offenbar auch die mit dem Diktator von Damaskus aufs Blut verfeindete Türkei. Reden - allerdings zu Recht nur über die Modalitäten seines Abgangs. Was die Frage aufwirft: Warum sollte er da mitmachen?

Die Debatte lenkt das Augenmerk auf einen Mangel. Der Westen hat derzeit nichts, womit er dem syrischen Despoten glaubhaft drohen könnte. Es gibt auch kein Lockmittel für Assad, weder von der Türkei noch von den USA. 2013 hatten die USA und andere westliche Staaten trotz des Giftgasangriffs durch Assads Truppen gute Gründe, militärisch nicht zu intervenieren. In dieser Logik war es folgerichtig, die syrischen Rebellen auch nur sehr vorsichtig zu unterstützen. Zurückhaltung herrscht jetzt auch bei den Einsätzen der US-geführten Anti-IS-Koalition, die nur einen Bruchteil der Angriffe fliegt im Vergleich etwa zu Libyen 2011. Doch so bestimmt stattdessen Moskau über den militärischen Preis und damit über den politischen Einfluss: In den neuen Syrien-Gesprächen in Wien redet Russland. Und die anderen hören zu.

Assad muss weg, wenn Syrien je wieder zur Ruhe kommen soll. Das wissen sie auch in Moskau. Aber sie werden sich ihren arabischen Verbündeten teuer abkaufen lassen. Die Liste der russischen Wünsche an den Westen ist lang. Das kann man Erpressung nennen oder Kalkül. Aber für den Westen heißt es: entweder zahlen - oder zuschauen.

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