Syrien:Verwirrung um Schicksal der entführten Bischöfe

Bewaffnete stoppten ihr Auto und töteten den Fahrer: Am Montag hatten Entführer zwei Bischöfe im Norden Syriens in ihre Gewalt gebracht - und halten sie möglicherweise immer noch fest. Meldungen über eine Freilassung bestätigten sich nicht.

Das Schicksal der im Norden Syriens entführten Bischöfe ist weiter unklar: Nachdem das Ostkirchenwerk in Rom am Dienstag unter Berufung auf syrische Quellen von der Freilassung berichtet hatte, dementierte die griechisch-orthodoxe Diözese in Aleppo eine entsprechende Meldung am Mittwochmorgen. "Wir haben keine neuen Infomationen", erklärte ein Priester. Es gebe bislang keinen Kontakt, man arbeite aber weiter daran, eine Freilassung zu erreichen.*

Der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Gregorios Yohanna Ibrahim, und der aus derselben Stadt stammende griechisch-orthodoxe Bischof Bulos Jasidschi waren am Montag Berichten zufolge von Bewaffneten verschleppt worden.

Die beiden Männer waren offenbar mit einem weiteren christlichen Geistlichen und einem Fahrer in einem von Rebellen kontrollierten Gebiet in der Nähe der türkischen Grenze unterwegs. Unbekannte eröffneten den Berichten zufolge das Feuer auf die Gruppe und töteten den Fahrer. Die beiden Bischöfe sollen unverletzt geblieben sein.

"Warnruf" für die Weltgemeinschaft

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Die Freie Syrische Armee distanzierte sich von der Entführung.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland, Daniyel Demir, und Unionsfraktionschef Volker Kauder hatten die Verschleppung der beiden Geistlichen scharf verurteilt und ihre unverzügliche Freilassung gefordert. "Die Entführung dieser beiden hohen Würdenträger trifft die in Syrien noch ausharrenden Christen tief ins Mark und muss der internationalen Staatengemeinschaft ein Warnruf sein", sagte Zollitsch.

Fünf bis zehn Prozent der 23 Millionen Syrer sind Christen. Der zum Bürgerkrieg ausgewachsene Aufstand gegen Assad wird unter anderem von radikalen Islamisten getragen. In den vergangenen Monaten gehen diese zunehmend gegen Christen und Alawiten vor. Einer der Bischöfe, Ibrahim, hatte der Nachrichtenagentur Reuters im September von Angriffen auf Christen berichtet.

*Anmerkung: Auch Süddeutsche.de hatte zunächst die Agenturmeldungen zur Befreiung übernommen. Wir haben den Artikel entsprechend am 24.4.2013 um 11:30 Uhr der aktuellen Informationslage angepasst.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: