Syrien:Strategie Strafe

Wie soll Frieden funktionieren, wenn Hilfskonvois bombardiert werden?

Von Paul-Anton Krüger

Der Angriff auf einen UN-Hilfskonvoi ist ein neuer Tiefpunkt des Syrien-Krieges. Nothelfer, die als neutrale Instanz von allen Kriegsparteien geschont werden müssen, werden getötet. Die Helfer berichten, dass sie aus der Luft angegriffen wurden. Die UN sprechen von einem Bombardement. Russland dagegen will einen Brand der Ladung als Ursache erkannt haben, jedenfalls hätten weder russische noch syrische Flugzeuge den Konvoi bombardiert.

Haben also die Helfer gelogen, die ein Dutzend Tote zu beklagen haben? Stecken die Vereinten Nationen mit der Nusra-Front unter einer Decke, der das russische Militär in sibyllinischen Andeutungen die Schuld zuschiebt? Eine überzeugende Erklärung ist das nicht. Viel mehr passt die Attacke ins Muster des Regimes von Baschar al-Assad, die Zivilbevölkerung dafür bezahlen zu lassen, wenn Rebellen ihre Gebiete nehmen. Diese Strategie ist es, die für die Mehrzahl der Toten verantwortlich ist, für den größten Teil der Zerstörung, für Belagerungen.

Es ist wohlfeil, nun US-Außenminister John Kerry vorzuwerfen, er gebe sich Illusionen hin, wenn er trotz allem die Zusammenarbeit mit Russland sucht. Sieben Tage Waffenruhe, auch wenn sie brüchig ist, ist für die Menschen in Syrien besser als sieben Tage Bomben. Eine bessere Idee, wie dieser Krieg nach fünfeinhalb Jahren zu stoppen ist, hat bislang niemand vorgelegt. Es nicht zu versuchen wäre sträflich.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: