Syrien:Senfgas nachgewiesen

Dass im Norden des Bürgerkriegslandes Syrien Senfgas eingesetzt wurde, ist bewiesen. Nun versuchen Chemiewaffen-Experten herauszufinden, wer die geächtete Chemikalie als Waffe benutzt hat.

Bei Kämpfen im syrischen Bürgerkrieg ist nach Erkenntnissen unabhängiger Experten Senfgas eingesetzt worden. Die international geächtete Chemikalie sei am 21. August 2015 bei Gefechten in der nordsyrischen Stadt Marea nahe der Grenze zur Türkei verwendet worden, teilte die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) mit. Es handelt sich demnach um den ersten erwiesenen Einsatz von Senfgas in dem Bürgerkriegsland. "Wir haben die Fakten bestätigt, aber wir haben nicht die Verantwortlichen ermittelt", sagte ein OPCW-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP.

Zeugen der Kämpfe hatten bereits im August berichtet, beim Einsatz von Chemiewaffen in der Rebellenhochburg Marea seien Dutzende Menschen verletzt worden. Westlich orientierte Aufständische, aber auch unabhängige Hilfsorganisationen hatten die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) für die Angriffe verantwortlich gemacht. Patienten hätten angegeben, sie seien mit "einem gelben Gas" in Kontakt gekommen, das aus einer Granate entwichen sei. Der IS, der seit Monaten die Stadt zu erobern sucht, soll an jenem Tag um die 50 Mörser-Granaten auf Marea abgeschossen haben.

Kriegsparteien in Syrien und Irak

OPCW-Experten gingen auch davon aus, dass in der nordwestlichen Provinz Idlib im März "wahrscheinlich" Chlorgas eingesetzt wurde.

Frankreich will mehr Luftangriffe gegen den IS in Syrien und im Irak fliegen

Die syrische Opposition und der Westen werfen den Truppen von Syriens Staatschef Baschar al-Assad seit Jahren vor, Fassbomben mit Chlorgas von Hubschraubern abzuwerfen. Assad bestreitet dies. Zuletzt hatten sich die Hinweise gemehrt, wonach der IS zunehmend Chemiewaffen einsetze.

Frankreich plant verstärkte Luftschläge gegen IS-Stellungen in Syrien und im Irak. Dazu hat Präsident François Hollande nun den Flugzeugträger Charles de Gaulle entsandt. Die ungefähr 20 Jagdbomber an Bord würden die Zahl französischer Kampfflugzeuge in der Region fast verdreifachen. Frankreichs Generalstab erklärte, seit Beginn der Luftangriffe aus IS-Stellungen im Irak im September 2014 habe man 1285 Einsätze - darunter 271 Luftschläge - gegen den IS geflogen.

Seit September weitete Frankreich seinen Luftkrieg auf Syrien aus, doch kam es seither erst zu zwei Attacken. Militärexperten schätzen, dass Frankreich bisher nur drei bis fünf Prozent aller Luftschläge gegen den IS fliegt. Die meisten Angriffe leisten Kampfjets der USA.

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