Syrien:Tausende Zivilisten und Aufständische verlassen Ost-Ghouta

Bürgerkrieg in Syrien, Damaskus

Seit dem Wochenende fuhren mehr als hundert Busse aus Ost-Ghouta ab.

(Foto: Abdulmonam Eassa/AFP)
  • Tausende Menschen haben nach einem Deal zwischen der syrischen Regierung und Rebellen die Region Ost-Ghouta verlassen.
  • Sie fliehen vor der schwersten Angriffswelle seit Beginn des Krieges 2011.
  • In den vergangenen Wochen sind der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zufolge in dem Gebiet mehr als 2000 Zivilisten getötet und mehr als 8500 verwundet worden.

Nach einem Deal zwischen der syrischen Regierung und den Rebellen haben erneut Tausende Menschen die umkämpfte Region Ost-Ghouta in Syrien verlassen. Etwa 7000 Menschen, unter ihnen mehr als 1600 Aufständische, seien allein am Dienstag in Richtung der von Rebellen kontrollierten Provinz Idlib im Nordwesten gebracht worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London. Nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana handelte es sich um einen Konvoi von 100 Bussen. Bereits seit Samstag verließen Menschen das Gebiet.

Die islamistischen Rebellen der Gruppe Failak al-Rahman hatten im Gegenzug für das freie Geleit den Menschenrechtlern zufolge 26 Gefangene freigelassen, unter ihnen Regierungskämpfer.

Ost-Ghouta gehört zu den letzten Gebieten des Bürgerkriegslands Syrien, die noch unter der Kontrolle von Rebellen stehen. Dominiert wird die Region von islamistischen Milizen. Sie wird seit 2013 von der Regierung belagert, Helfer berichten seit Monaten von einer dramatischen humanitären Lage.

Dem russischen Militär zufolge sind 105 000 Zivilisten geflohen

Das Regime hatte am 18. Februar eine Großoffensive auf Ghouta begonnen, die zur bislang schwersten Angriffswelle seit Beginn des Krieges 2011 wurde. In den vergangenen Wochen sind der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zufolge in dem Gebiet mehr als 2000 Zivilisten getötet und mehr als 8500 verwundet worden. Nicht gezählt werden können die Leichen, die unter zusammengestürzten Gebäuden liegen und bislang nicht geborgen werden konnten. Nach Angaben des russischen Militärs haben bislang 105 000 Zivilisten das Gebiet verlassen. Wie viele der ursprünglich knapp 400 000 Bewohner noch vor Ort sind, ist unklar.

Bislang weigern sich in der Region nur noch Rebellen nahe der Stadt Douma, ihre Waffen niederzulegen. Entsprechende Gespräche mit dem syrischen Verbündeten Russland laufen. Moskau kontrolliert mit einem modernen Luftabwehrsystem den syrischen Luftraum. Damit und mit Luftangriffen spielt Russland eine zentrale Rolle in dem Konflikt. Kremlchef Wladimir Putin will zwar Syriens Führung an der Macht halten, ist aber schon allein wegen der hohen Kosten an einem Ende des Konflikts interessiert.

Nachdem innerhalb weniger Tage mehrere Hundert Zivilisten getötet worden waren, hatte der UN-Sicherheitsrat im Februar eine Waffenruhe von 30 Tagen beschlossen. Obwohl die russische Regierung ebenfalls zugestimmt hatte, erwirkte sie bei der syrischen Regierung von Machthaber Baschar al-Assad nur kurze Feuerpausen. Die Vereinten Nationen waren an der aktuellen Vereinbarung zwischen Assad und den Rebellen als Vermittler beteiligt.

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