Syrien:Neue Kalkulationen

Verändert ein Präsident Trump die Geschäftsgrundlage in Syrien? Putin und Assad werden sich täuschen.

Von Paul-Anton Krüger

Seit der Intervention Russlands vor mehr als einem Jahr ist der Mehrfach-Krieg in Syrien gerne auf einen Stellvertreter-Krieg reduziert worden, wahlweise zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem russischen Widerpart Wladimir Putin. Oder zwischen der mit den USA verbündeten Regionalmacht Saudi-Arabien und Moskaus Partner Iran. Das war immer eine ans Groteske grenzende Vereinfachung der komplexen Realitäten in Syrien und der Region.

Mit Donald Trump im Weißen Haus hoffen der Kreml und mehr noch Syriens Präsident Baschar al-Assad auf einen US-Präsidenten, der ihr Argument kauft: Nur mit Assad lasse sich die Terrormiliz Islamischer Staat und die Nusra-Front besiegen. Sie wittern die Chance, unbehelligt von US-Druck einen militärischen Sieg gegen die Rebellen erzielen und das Regime in Damaskus restaurieren zu können.

Allerdings war es schon bisher so, dass Obama den Rebellen gerade genug gab, um sie nicht als Partner zu verlieren. Ihn interessierte schon lange weniger der Sturz Assads. Er brauchte die Rebellen als Bodentruppen gegen den IS. Assads Verbleib an der Staatsspitze für eine Übergangszeit hatten die USA wie die Europäer als Preis einer Verhandlungslösung schon vor Moskaus Intervention akzeptiert. Wer glaubt, dass der Bürgerkrieg in Syrien vorbei ist, wenn Trump nun die Rebellen fallen lässt, wird enttäuscht werden. So einfach ist es nicht in Syrien.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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