Syrien:Mit aller Härte

Die türkische Bodenoffensive in Syrien fordert offenbar auch zivile Opfer. Die USA und Russland kommen einem Frieden in Syrien wenigstens einen Schritt näher.

Der Kampf zwischen den türkischen Streitkräften und kurdischen Milizen im syrischen Grenzgebiet wird immer erbitterter geführt. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei türkischen Luft- und Artillerieangriffen auf das Dorf Dscheb al-Kussa mindestens 20 Zivilisten getötet, bei Angriffen in der Nähe des Orts al-Amarneh starben weitere 20 Zivilisten. Zudem wurden demnach vier kurdische Kämpfer getötet. Ein Sprecher der örtlichen Kurdenverwaltung sprach von 75 Toten, die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete von "25 getöteten Terroristen".

Die Türkei hatte am vergangenen Mittwoch erstmals Bodentruppen nach Syrien geschickt, um verbündete Rebellen bei der Eroberung der Stadt Dscharablus von der Terrormiliz Islamischer Staat zu unterstützen. Die Operation namens "Schutzschild Euphrat" diente aber auch dazu, die von den Kurdenmilizen YPG angeführten Demokratischen Kräfte Syriens an Bodengewinnen östlich des Euphrat zu hindern.

Die USA und Russland einigen sich auf Schritte zum Frieden

Am Samstag flog die Türkei auch erstmals Luftangriffe gegen die Kurdenmilizen. Die USA unterstützen die YPG, die sich als besonders erfolgreich im Kampf gegen den IS erwiesen haben. Die Türkei sieht sie hingegen als verlängerten Arm der verbotenen türkischen Arbeiterpartei PKK an und fürchtet, dass sie versuchen könnten, im Grenzgebiet ihren eigenen kurdischen Staat zu schaffen. Mehrere syrische Rebellenfraktionen, die von der Türkei unterstützt werden, erklärten am Sonntag, sie hätten die Kurden aus vier Dörfern südlich von Dscharablus vertrieben. Unter anderem veröffentlichten die Rebellen Fotos aus dem besonders heftig umkämpften Ort Amarne. Parallel dazu ging im Südosten der Türkei der Konflikt mit der PKK weiter. Deren Kämpfer hätten einen Polizeikontrollposten auf dem zivilen Flughafen Diyarbakir beschossen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Es habe keine Verletzten gegeben.

Präsident Receep Tayyip Erdoğan sagte vor seinen Anhängern in Gaziantep, der Terror sei "wie ein Krebsgeschwür" und müsse beseitigt werden. Die USA und Russland erzielten bei ihren Gesprächen über eine landesweite Waffenruhe in Syrien und eine militärische Zusammenarbeit zwar keinen Durchbruch, verständigten sich aber grundsätzlich auf die Schritte dahin. In einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärten US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow, Experten beider Seiten würden in den kommenden Tagen über Details verhandeln.

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