Syrien:Rebellen erobern Staudamm am Euphrat

"Das ist ein schwerer Schlag für das Regime": Die syrischen Rebellen haben nach Angaben des Leiters der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte einen wichtigen Staudamm im Nordosten des Landes eingenommen. Auch an der Grenze zur Türkei ist es zu neuen Gefechten gekommen.

Die syrischen Rebellen befinden sich weiter auf dem Vormarsch: Nach tagelangen Kämpfen haben sie nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Hintergründe zur Rolle der Beobachtungsstelle lesen Sie in diesem Artikel) jetzt einen strategisch wichtigen Staudamm im Norden des Landes am Euphrat erobert.

Der Tischrin-Damm nahe der Stadt Manbidsch, dessen Wasserkraftwerk mehrere Landesteile mit Strom versorge, sei vor Tagesanbruch eingenommen worden. Amateurvideos im Internet zeigten Bewaffnete im Kontrollraum des Damms. "Das ist ein schwerer Schlag für das Regime", sagte der Leiter der in London ansässigen Beobachtungsstelle, Rami Abdul-Rahman.

Die Rebellen haben in jüngster Zeit einige Erfolge gegen die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al Assad erzielt. Am Sonntag besetzten sie vorübergehend einen Hubschrauberstützpunkt im Umland von Damaskus, bevor sie aus Furcht vor Luftangriffen wieder abzogen. Vergangene Woche hatten sie nach eigenen Angaben im Osten des Landes mehrere Militärstützpunkte eingenommen.

Auch an der türkisch-syrischen Grenze hat es am Montag wieder Kämpfe gegeben: Die syrische Luftwaffe hat nach Angaben der Opposition ein Hauptquartier der Rebellen an der Grenze zur Türkei angegriffen. Ziel war ein Schulgebäude in der Stadt Atme im Nordwesten des Landes, wo die gegen Präsident Baschar al-Assad kämpfenden Rebellen einen Stützpunkt unterhalten. Die Luftwaffe verfehlte das Gebäude jedoch, niemand wurde verletzt.

Nach Angaben von Einwohnern wurde die Stadt von drei Bomben oder Raketen getroffen. An mehreren Häusern und einer Straßen entstanden Schäden durch den Beschuss. Die Stadt liegt etwa zwei Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. Normalerweise leben dort etwa 7000 Menschen, wegen des bewaffneten Konflikts in Syrien leben in der näheren Umgebung jedoch derzeit zahlreiche Flüchtlinge.

De Maizière weist Kritik Russlands an Patriot-Entsendung zurück

Von den türkischen Behörden gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Vorfall. Im Grenzgebiet zwischen Syrien in der Türkei hatte es zuletzt mehrfach Kämpfe gegeben. Auch auf türkischem Territorium schlugen Geschosse ein. Vergangene Woche beantragte Ankara bei der Nato formell die Stationierung von Abwehrraketen des Typs Patriot an der Grenze zu Syrien. An dem geplanten Einsatz sollen auch Bundeswehrsoldaten beteiligt sein. Der Bundestag soll im Dezember entscheiden.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat unterdessen die Kritik Russlands am möglichen Einsatz deutscher Luftabwehrraketen vom Typ Patriot an der türkisch-syrischen Grenze zurückgewiesen.

"Es gibt kein Veto-Recht Russlands für das, was wir auf Bündnisgebiet tun", sagte der CDU-Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". De Maizière betonte, dass die Nato ihr Bündnisgebiet verteidige und Russland darüber auch informiert worden sei. Die Türkei habe in ihrem Antrag gesagt, dies diene in keiner Weise der Errichtung einer Flugverbotszone, sondern ausschließlich dem Schutz der Türkei. Dabei bleibe es. "Und deswegen muss sich niemand deswegen Sorgen machen außerhalb des Bündnisgebietes."

Der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow hatte der Agentur Interfax zufolge gewarnt, die Stationierung von Patriot-Raketen an die Grenze zu Syrien könne eine weitere Eskalation des Konflikts in der Region zur Folge haben. Statt um eine militärische Initiative sollte sich die internationale Gemeinschaft lieber um eine politische Lösung bemühen.

Vertreter der Nato und der Türkei wollen an diesem Dienstag damit beginnen, mögliche Standorte für die Patriot-Stationierung zu prüfen. Über die Zahl der Raketenabwehrsysteme, deren Position und die dort eingesetzte Truppenstärke soll nach der Besichtigung der Standorte gesprochen werden, teilten die türkischen Streitkräfte mit.

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