Syrien:Russland verkündet Feuerpause in Aleppo - doch die Kämpfe gehen weiter

OSZE-Ministerrat

Russlands Außenminister Sergej Lawrow in Hamburg: Es laufe eine große Operation.

(Foto: dpa)
  • Laut Russlands Außenminister Lawrow sind die Kämpfe in Aleppo seitens des syrischen Militärs unterbrochen worden. Zivilisten sollen aus der Stadt gebracht werden.
  • Die USA zeigen sich vorsichtig optimistisch.
  • Die Kämpfe gehen aber verschiedenen Quellen zufolge weiter.

Die syrische Armee hat nach Angaben von Sergej Lawrow ihre Angriffe auf Ost-Aleppo unterbrochen, damit Zivilisten in Sicherheit gebracht werden können. "Ich kann Ihnen heute sagen, dass die Kampfhandlungen der syrischen Armee unterbrochen wurden", sagte der russische Außenminister Nachrichtenagenturen zufolge am Donnerstag beim OSZE-Ministerrat in Hamburg. Derzeit laufe in Aleppo eine "große Operation", um etwa 8000 Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Die Menschen müssten einen Weg von fünf Kilometern aus der umkämpften Stadt zurücklegen. Details etwa zur Dauer der Kampfpause nannte er nicht.

Die USA reagierten zurückhaltend. Josh Earnest, Sprecher des Weißen Hauses, sprach von "Anzeichen, dass etwas Positives passieren könnte", aber man müsse abwarten und sehen.

AFP-Reporter meldeten zunächst ein Abflauen der Kämpfe. Später nahmen die Angriffe auf die Rebellen-Stadtteile Kalasseh und al-Maadi jedoch wieder zu. Es gebe noch immer Gefechte zwischen Regimekräften und oppositionellen Milizen, meldete auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Einwohner der Rebellengebiete in Ost-Aleppo berichteten von Artilleriebeschuss und Jets am Himmel.

Treffen russischer und amerikanischer Experten in Genf

Nach Angaben der Agentur Interfax kündigte Lawrow zudem ein Treffen russischer und amerikanischer Experten für Samstag in Genf an. Sie sollen ein Abkommen mit einer Lösung für Ost-Aleppo fertigstellen. Für Lawrow bestand diese Lösung darin, dass alle Regimegegner und Zivilisten die Stadt verlassen könnten, die das wünschten. Der Minister hatte am Rande der OSZE-Konferenz auch mit seinem US-Kollegen John Kerry gesprochen.

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura sagte nach Lawrows Ankündigung, nun müssten die politischen Diskussionen über ein Ende des Bürgerkriegs wieder aufgenommen werden. Die UN-Generalversammlung will am Freitag über einen nicht bindenden Resolutionsentwurf abstimmen, der einen sofortigen Waffenstillstand in Aleppo und Zugang für humanitäre Hilfe fordert.

Russland ist Syriens wichtigster Verbündeter. Moskau trug durch seine seit September 2015 auf Assads Wunsch hin gewährte Militärhilfe maßgeblich dazu bei, dass die Regierungstruppen allmählich die Oberhand gewannen. Seit dem Beginn einer Großoffensive Mitte November haben die Regierungstruppen einen großen Teil der von den Rebellen kontrollierten Stadtviertel im Osten von Aleppo zurückerobert.

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