Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) soll die Kontrolle über die syrische Wüstenstadt Palmyra übernommen haben. Die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad hätten sich zurückgezogen, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. "Trotz der anhaltenden Luftangriffe hat der IS ganz Palmyra wieder zurückerobert", sagte nun der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.
Die den syrischen Rebellen nahestehende Organisation mit Sitz in Großbritannien beruft sich auf Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen. Auch das IS-Sprachrohr Amaq berichtete, die Dschihadisten hätten die antike Wüstenstadt wieder vollständig unter ihrer Kontrolle.
Der IS hatte vor wenigen Tagen eine neue Offensive in der Provinz Homs gestartet, in der die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende antike Oasenstadt liegt. Am Samstag dann sind IS-Kämpfer fast vollständig in Palmyra eingerückt, nur im Süden lieferten sie sich noch heftige Kämpfe mit syrischen Regierungstruppen. Die Extremisten wurden anschließend durch russische Luftangriffe zunächst wieder vertrieben. Russlands Verteidigungsministerium hatte noch am Morgen erklärt, seine Luftwaffe habe den syrischen Truppen bei der Abwehr des IS geholfen und 300 Extremisten mit Luftangriffen über Nacht getötet. Nun haben sie die Stadt offenbar erneut erobert.
Die Islamisten hatten Palmyra erstmals im Mai 2015 eingenommen, wurden jedoch vor acht Monaten von der syrischen Armee mit Unterstützung ihres russischen Verbündeten vertrieben. Die Dschihadisten haben während ihrer Herrschaft über die Stadt zahlreiche einzigartige historische Kulturgüter aus den ersten Jahrhunderten nach Christus zerstört. Die Ruinen der früheren Handelsmetropole gehören zum Unesco-Weltkulturerbe und waren vor Ausbruch des Bürgerkriegs ein beliebtes Touristenziel.