Syrien:Immer Assad

Der Potentat verliert im Machtkampf an Bedeutung.

Von Stefan Kornelius

Unter den westlichen Koalitionären im Kampf gegen den IS zeichnet sich schemenhaft eine Strategie ab, wie man die Quadratur des Kreises doch noch hinbekommen könnte. Beharrlich lockt Frankreich mit einer simplen Formel: Zusammen sind wir stark - aber nur, wenn zuvor Baschar al-Assad die Bühne verlässt.

Die Person Assad liefert den Schlüssel zu dem schwersten Schloss, das vor Beginn eines Einsatzes gegen den IS geöffnet werden muss. Es geht um die Ausrichtung der Angriffe und um die Staatsordnung. Der Westen will den IS erledigen, Russland will die Assad-Ordnung bewahren und damit seinen eigenen Einfluss in der Region erhalten. Die Lösung wird - sehr grob formuliert - heißen: Die Person Assad wird gehen müssen, das System aber bleibt bestehen, auch wenn es eine gehörige Portion Anti-Assad-Koalition integrieren und befrieden muss. Erst dann wird sich die nun auffahrende Kriegsmaschinerie gegen den IS wenden können.

Wie kompliziert die Schrittfolge ist, zeigen die Scharmützel zwischen Russland und der Türkei, die subtilen iranischen und arabischen Einflussnahmen. Dennoch drängt die Zeit. Je mehr Nationen den Luftraum über Syrien füllen, desto größer ist die Gefahr einer katastrophalen Eskalation. Daran haben weder Putin noch Erdoğan ein Interesse. Die Person Assad verliert in diesem Szenario immer mehr an Bedeutung. Ihn zu opfern wird immer leichter.

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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