Syrien:Dutzende Tote bei Angriff auf Klinik in Aleppo

Syrien: Der schwedisch-italienische Diplomat Staffan de Mistura ist Sondergesandter der Vereinten Nationen für Syrien. Der 69-Jährige verhandelt mit Regime und Opposition in Syrien.

Der schwedisch-italienische Diplomat Staffan de Mistura ist Sondergesandter der Vereinten Nationen für Syrien. Der 69-Jährige verhandelt mit Regime und Opposition in Syrien.

(Foto: Martial Trezzini/AP)

Trotz Waffenruhe flammen überall in Syrien wieder Kämpfe auf. Die UN senden einen Hilferuf an Washington und Moskau.

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura appelliert an Russland und die USA, mit "einer Initiative auf höchster Ebene" die Waffenruhe in Syrien vor dem Zusammenbrechen zu bewahren. Die Gefechte in verschiedenen Teilen des Landes waren in den vergangenen Wochen so stark wieder aufgeflammt, dass sich die im Hohen Verhandlungskomitee (HNC) organisierte Opposition von den formellen Friedensgesprächen in Genf zurückgezogen hatte. Am Donnerstag starben allein in der Stadt Aleppo mehr als 60 Menschen.

Bei einem Luftangriff auf ein von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Kinderkrankenhaus in einem von Rebellen kontrollierten Viertel wurden mindestens 27 Zivilisten getötet, unter ihnen zwei Ärzte. Staatsmedien meldeten 14 Tote bei Attacken Aufständischer.

De Mistura sagte, alle 25 Minuten werde in Syrien ein Mensch getötet, alle 13 Minuten einer verletzt. Er beabsichtige dennoch, die indirekten Verhandlungen zwischen dem Regime von Präsident Baschar al-Assad und der Opposition im Mai fortzusetzen. Dies habe aber nur Sinn, wenn es gelinge, die Gewalt in Syrien auf das Niveau von März zu begrenzen. Am 27. Februar war in Syrien eine maßgeblich von den USA und Russland ausgehandelte Waffenruhe in Kraft getreten. Sie wurde zwar nie völlig eingehalten, brachte den Menschen aber vielerorts in den umkämpften Gebieten die erste Ruhepause seit Monaten oder Jahren. Alles, was er von vielen Menschen aus Syrien zu hören bekomme, sei der dringende Wunsch, die Waffenruhe zu retten.

Um das zu erreichen, schlägt de Mistura ein Treffen der Außenminister der Internationalen Gruppe der Syrien-Unterstützer (ISSG) vor. Der Amerikaner John Kerry und der Russe Sergej Lawrow leiten die Gruppe gemeinsam, der 17 Staaten angehören, darunter Syriens Nachbarländer, Iran und Saudi-Arabien, andere arabische Staaten sowie die restlichen UN-Vetomächte, Italien und Deutschland. Neben der Waffenruhe hatten sie vereinbart, dass die Konfliktparteien die Belieferung belagerter Gebiete mit Hilfsgütern ermöglichen und Gefangene freilassen müssen. Laut UN blockiere das Regime immer wieder Konvois.

Mit den Gesprächen in Genf vertraute Diplomaten sind skeptisch, dass sich die USA und Russland zu einer neuen Initiative zusammenfinden. Lawrow nannte den Rückzug des HNC von den Verhandlungen eine "Gesundung". Moskau fordert nun vom UN-Sicherheitsrat, die mächtigen islamistischen Milizen Ahrar al-Sham und Jaish al-Islam als Terrorgruppen zu listen, die von der Waffenruhe ausgenommen sind. Derzeit betrifft dies nur die Terrormiliz Islamischer Staat und die Nusra-Front, den syrischen Ableger von al-Qaida, mit dem gemäßigte Rebellen kooperieren. Zugleich ziehen Russland und das Regime Truppen und schwere Artillerie um Aleppo zusammen; von den Rebellengebieten ist nur noch eine Route zur türkischen Grenze offen.

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