Syrien:Demonstranten fordern Hinrichtung von Assad-Sprössling

Bashar al-Assad

Die Hafenstadt Latakia gilt eigentlich als eine Hochburg des Assad-Regimes (siehe Foto) - doch nun forderten Demonstranten die Hinrichtung eines Verwandten des syrischen Machthabers.

(Foto: AFP)
  • In der syrischen Assad-Bastion Latakia protestieren am Wochenende etwa tausend Menschen gegen einen Verwandten des Machthabers Assad.
  • Er soll in einem Streit auf der Straße einen Luftwaffenoberst erschossen haben.
  • Derweil sind bei Raketenangriffen am Wochenende in dem Bürgerkriegsland mehrere Menschen getötet worden.

Hinrichtungsrufe für Assad-Verwandten

In der Küstenstadt Latakia haben am Samstagabend etwa tausend Menschen die Hinrichtung eines Verwandten des Präsidenten gefordert, weil er einen Armeeoffizier im Streit getötet haben soll.

Es gibt mehrere Versionen dessen, was im Einzelnen passiert ist. Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle und Unterstützern des Präsidenten war Suleiman al-Assad erbost, weil der Offizier Hassan al-Schaich ihn auf einer Straße in Latakia mit dem Auto überholt hatte. Kurze Zeit später habe Suleiman al-Assad den Offizier erschossen - Informationen von al-Dschasira zufolge mit einem Maschinengewehr. Anderen Angaben zufolge war es sein Leibwächter, der die Schüsse abgab. Suleiman ist der etwa 18- bis 19-jährige Sohn von Hilal al-Assad, einem Cousin des Präsidenten, der im vergangenen Jahr bei Kämpfen rund um Latakia getötet wurde.

Die Demonstranten erklärten, sie würden ihre Proteste fortsetzen bis der Assad-Cousin hingerichtet werde. Proteste sind in Latakia selten. Die Provinz im Nordwesten Syriens sowie die Hauptstadt Damaskus sind Hochburgen von Präsident Baschar al-Assad. Allerdings wächst der Opposition zufolge der Unmut, weil Zehntausende Alawiten im Bürgerkrieg getötet wurden. Präsident Assad ist selbst Alawit.

Elf Tote in Damaskus

In der Hauptstadt Damaskus stieg nach amtlichen Angaben derweil die Zahl der Toten nach einem Raketenangriff vom Samstag auf elf. Darunter seien drei Kinder, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Sonntag. Zudem seien 46 Menschen teils lebensgefährlich verletzt worden. Die Rakete sei vom Gebiet Jobar aus abgeschossen worden, das teils von islamistischen Kämpfern kontrolliert wird. Die Beobachtungsstelle, die über ein dichtes Netz von Informanten in Syrien verfügt, bestätigte die neue Opferzahl für Damaskus. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Das Gebiet von Jobar, das als strategischer Punkt in Richtung Zentrum von Damaskus gilt, wird überwiegend von Rebellen und islamistischen Kämpfern der Al-Nusra-Front kontrolliert.

IS greift Dörfer im Norden des Landes an

Bei einem Angriff der Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) auf vier Dörfer in Nordsyrien sind nach Angaben von Aktivisten fast 30 Kämpfer auf beiden Seiten ums Leben gekommen. IS-Milizen hätten in der Nacht zum Sonntag versucht, vier von islamistischen Gruppen gehaltene Ortschaften im Norden der Provinz Aleppo zu erobern, berichtete die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag. Dabei seien zehn IS-Kämpfer und 18 gegnerische Kämpfer ums Leben gekommen. Der IS verübte demnach dabei auch zwei Selbstmordanschläge.

Die vier Dörfer in der Provinz Aleppo liegen an einer Nachschublinie aus der Türkei zur Stadt Aleppo. In der Gegend ist unter anderem die mit dem Terrornetzwerk al-Qaida verbündete Al-Nusra-Front aktiv.

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