Syrien:Chemiewaffen-Experten nehmen erste Proben

Das Inspektoren-Team der OPCW untersucht in der syrischen Stadt Duma den vermuteten Giftgasangriff vom 7. April.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die Inspektoren der Organisation zum Verbot chemischer Waffen (OPCW) haben am Samstag erstmals in der syrischen Stadt Duma Proben nehmen können. Wie die OPCW selbst mitteilte, war dies allerdings nur an einem der Orte möglich, die mit einem mutmaßlichen Chemie-Angriff vom 7. April in Zusammenhang stehen. Die OPCW werde die Situation bewerten und weitere Schritte in Erwägung ziehen, einschließlich eines weiteren Besuchs in Duma. Aus vorherigen Mitteilungen der OPCW geht klar hervor, dass die Inspektoren eigentlich beabsichtigt hatten, zwei Orte zu untersuchen. Warum dies nicht geschah, teilte die Organisation nicht mit.

Ein Erkundungsteam der Vereinten Nationen war vergangene Woche an einem der Orte von einer Menschenmenge umstellt worden, an dem zweiten wurde das Team mit leichten Waffen beschossen und mit einem Sprengsatz attackiert, wie OPCW-Generaldirektor Ahmet Üzümcü an den UN-Sicherheitsrat berichtete. Das Gebiet steht nach Aussage des russischen Militärs bereits seit vorvergangenem Donnerstag unter der ausschließlichen Kontrolle der syrischen Armee, in Duma ist überdies russische Militärpolizei stationiert. Keine Erwähnung macht die OPCW-Erklärung von anderen Aktivitäten, die zur üblichen Methodik ihrer Untersuchungen gehören, etwa die Befragung von Zeugen.

Das Material wird in mehreren Labors analysiert

Sie erwähnt lediglich, dass "andere Informationen und Materialien", die das Team gesammelt habe, neben der Analyse der Proben in die Erstellung eines Berichts einflössen. Die Proben würden in das OPCW-Labor im niederländischen Rijswijk gebracht und zur Überprüfung der Ergebnisse auch in ausgewählten Referenzlaboren untersucht. Russland hatte jüngst versucht, dieses Verfahren im Zusammenhang mit der Untersuchung des versuchten Giftmordes an dem früheren russischen Militärgeheimdienstler Sergej Skripal im britischen Salisbury zu diskreditieren. Außenminister Sergej Lawrow hatte behauptet, das Schweizer Labor Spiez habe einen im Westen entwickelten Kampfstoff nachgewiesen - allerdings war dieser in einer positiven Kontrollprobe enthalten. Die OPCW schickt den Referenzlabors jeweils die echte Probe sowie eine positive und eine negative Kontrollprobe.

Die USA, Frankreich und andere westliche Staaten hatten Syrien und Russland für die Verzögerungen der Inspektion verantwortlich gemacht und ihnen vorgeworfen, Beweise vernichtet zu haben. Russische Soldaten hatten zwölf Tage lang Zugang zu den fraglichen Orten. Auch Journalisten wurden dort bereits am vergangenen Montag von syrischem Regime und russischer Militärpolizei hineskortiert. Die OPCW hat ohnehin kein Mandat dafür festzustellen, von welcher Seite eventuelle Chemikalien oder Kampfstoffe eingesetzt wurden.

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