Syrien:Assads Truppen rücken in Ost-Ghouta vor

Die russische Luftwaffe und iranische Milizen helfen dem Regime, die Rebellen östlich von Damaskus zu schlagen.

Von Moritz Baumstieger und Paul-Anton Krüger, Kairo

Syriens Präsident Baschar al-Assad versucht, im Kampf um die belagerte Rebellen-Enklave Ost-Ghouta eine militärische Entscheidung herbeizuführen. Einheiten der Armee haben laut Staatsmedien inzwischen die Hälfte des östlich von Damaskus gelegenen Gebiets erobert. Sie werden dabei von der russischen Luftwaffe und Milizen unterstützt, die von Iran kontrolliert werden. Von Luftangriffen und Granatfeuer begleitet, stießen Regierungstruppen weiter vor, um das Gebiet von Westen nach Osten in zwei Hälften zu teilen. Für das Regime wäre es der wichtigste militärische Sieg seit der Einnahme Ost-Aleppos im Dezember 2016, sollte die Armee das gesamte Gebiet erobern.

Allerdings dürfte das nicht ohne heftige Häuserkämpfe in den dicht besiedelten größeren Orten wie Duma möglich sein; einen Abzug gegen freies Geleit haben die Rebellen bislang ausgeschlossen. Leidtragende sind die Zivilisten, die sich in Kellern verstecken. In der Nacht zu Donnerstag waren sie den schwersten Angriffen seit Beginn der Offensive am 18. Februar ausgesetzt.

Bewohner berichteten, Kampfjets hätten Streumunition und Brandbomben abgeworfen, die nach internationalem Recht nicht über bewohntem Gebiet eingesetzt werden dürfen. Es gab auch Berichte über Angriffe mit Chlor aus den Orten Saqba und Hamouriyah. Nach Angaben von Ärzten in Ost-Ghouta wurden allein in der Nacht 90 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Es gibt bereits mehr als 900 zivile Opfer. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und die Vereinten Nationen mussten den geplanten Einsatz eines Hilfskonvois wegen der Kämpfe verschieben.

Im Norden Syriens weitet die Türkei ihre Offensive gegen die kurdischen YPG-Milizen im Gebiet Afrin aus. Türkische Medien berichteten, für "die nächste Phase" der "Operation Olivenzweig" seien 600 Mann von Spezialeinheiten der paramilitärisch organisierten Gendarmerie dorthin verlegt worden, die für den Häuserkampf ausgebildet sind. Türkische Truppen und mit ihnen verbündete syrische Rebellen hatten zuvor Hügelketten rund um den Hauptort Afrin eingenommen. Bisher wurden nach kurdischen Angaben bei der Offensive 227 Zivilisten getötet. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu kündigte an, der Feldzug solle noch vor Mai abgeschlossen werden. Ankara hatte erklärt, eine 30 Kilometer tiefe Pufferzone auf syrischem Gebiet errichten zu wollen.

Die Türkei forderte die USA auf, zu verhindern, dass die Kurden Kämpfer aus dem Osten Syriens zur Verstärkung nach Afrin schicken. Die YPG haben angekündigt, 1700 Mann aus Deir al-Sour abzuziehen, wo sie mit Unterstützung von US-Soldaten gegen die verbliebenen Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat vorgehen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat mehrmals gedroht, die Offensive auf Manbij und das gesamte Grenzgebiet zu Syrien auszudehnen, wo auch Amerikaner stationiert sind. Überdies kündigte Ankara für Mai eine gemeinsame Militäroperation mit dem Irak gegen Kämpfer der verbotenen PKK in den irakischen Kandil-Bergen an.

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