Syrien: Armee verstärkt Angriffe auf Aufständische:Assad fürchtet die Abspaltung

Soldaten marschieren im Nordwesten Syriens ein, Panzer rollen durch die Städte, der Flüchtlingsstrom in die Türkei und in den Libanon wächst. Präsident Assad will eine Abspaltung von Landesteilen mit allen Mitteln verhindern.

Sonja Zekri

Die syrische Regierung hat ihre Angriffe auf aufständische Orte im Nordwesten des Landes ausgeweitet. Nach dem Einmarsch in Dschisr al-Schughur rückten Soldaten am Dienstagmorgen in umliegende Gebiete vor. Dutzende Panzer rollten nach Augenzeugenberichten in die Stadt Maarat al-Numan. Die meisten Städte in der Region sind weitgehend verlassen, während der Flüchtlingsstrom in die Türkei und in den Libanon wächst. Dort berichten Syrer, dass Armee und Milizen in einer "Taktik der verbrannten Erde" das Vieh töteten und die Felder versengten, viele Menschen würden verhaftet. Offenbar ist Präsident Baschar al-Assad entschlossen, eine Abspaltung aufrührerischer Landesteile wie in Libyen mit allen Mitteln zu verhindern.

Syrien: Armee verstärkt Angriffe auf Aufständische: Die meisten Städte im Nordwesten Syriens sind weitgehend verlassen, der Flüchtlingsstrom in die Türkei und in den Libanon wächst stetig. Präsident Assad geht rigorios gegen die Aufständischen in der Region vor. Er ist fest entschlossen, eine Abspaltung von Landesteilen zu verhindern.

Die meisten Städte im Nordwesten Syriens sind weitgehend verlassen, der Flüchtlingsstrom in die Türkei und in den Libanon wächst stetig. Präsident Assad geht rigorios gegen die Aufständischen in der Region vor. Er ist fest entschlossen, eine Abspaltung von Landesteilen zu verhindern.

(Foto: AP)

Nach Angaben von Aktivisten im Ausland richten sich die Angriffe vor allem gegen sunnitische Ortschaften. Die Familie Assads gehört zur Minderheit der Alawiten, die schiitischen Ursprungs ist. Auch die oberen Ränge der Armee besetzen meist Alawiten. Exil-Syrer berichten unter Berufung auf Flüchtlingsbefragungen, dass inzwischen spezielle alawitische Einheiten gebildet würden. Syrien besteht aus einem Mosaik verschiedener Ethnien und Religionsgruppen. Die Regierung beschuldigt die Aufständischen, im Interesse ausländischer Mächte religiösen und ethnischen Hass zu schüren.

Das syrische Staatsfernsehen berichtet, dass gegen zwei hohe Beamte wegen ihrer Rolle in den jüngsten Offensiven ermittelt werde. Erneut präsentierte die Regierung ein Massengrab. Nach offiziellen Angaben führt die Regierung im Nordwesten einen Feldzug, um "bewaffnete Terroristen" niederzuschlagen. Zu Beginn ihrer Offensive in der Provinz Idlib hatte die Regierung in Damaskus erklärt, 120 Sicherheitskräfte seien von Aufständischen umgebracht worden.

Syrische Exil-Aktivisten verweisen darauf, dass Assads Truppen Dschisr al-Schughur weitgehend kampflos eingenommen haben, was den Behauptungen über die Kampfkraft der Aufständischen widerspreche. Andere Aktivisten gehen zudem davon aus, dass es sich bei den Getöteten um Soldaten und Polizisten handelt, die sich weigerten, auf Demonstranten zu schießen. Ob und in welchem Umfang Polizei, Milizen und Armee meutern, ist schwer zu ermitteln, da Syrien keine ausländischen Journalisten ins Land lässt.

Nach offiziellen türkischen Angaben sind bereits mehr als 8500 Menschen in die Türkei geflohen. Allein in der Nacht zu Dienstag überquerten 2000 Menschen die Grenze. 5000 Menschen flohen nach UN-Angaben in den Libanon. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtet, dass 10000 Flüchtlinge aus den belagerten Städten auf der syrischen Seite einige Kilometer vor der Grenze abwarten, ob sie absehbar zurückkehren können.

Unterdessen streitet die internationale Staatengemeinschaft weiter über eine Position zu den Menschenrechtsverletzungen in Syrien. China und Russland, die einen Militäreinsatz in Libyen durch eine Enthaltung im UN-Sicherheitsrat ermöglicht hatten, boykottierten am Montag offenbar sogar Gespräche über einen Entwurf zu einer UN-Resolution. Auch die Arabische Liga - die die Intervention in Libyen ebenfalls befürwortete - ist durch die Syrien-Frage gespalten. Generalsekretär Amr Mussa sagte: "Die Ansichten der arabischen Staaten unterscheiden sich zwar sehr stark, aber alle Staaten sind besorgt und wütend."

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