Syrien:Aleppo als Urlaubsziel

Assads Tourismusministerium wirbt mit einem Video für Ausflüge in die Bürgerkriegsstadt. Diesem Zynismus liegt ein Kalkül zugrunde.

Von Moritz Baumstieger

Durch den Himmel über der Stadt fliegt eine Drohne, ausgestattet mit einer Kamera. Die von ihr gefilmten Bilder zeigen einen friedlichen Ort: Taxis fahren auf breiten Straßen, Wasserfontänen sprudeln in Parks, Moscheen und Kirchen recken Minarette und Türme in den blauen Himmel. Die Stadt, die in dem Clip mit dem Namen "City of Will" (Stadt des Willens) gezeigt wird, ist Aleppo. Urheber des seit wenigen Tagen im Internet zirkulierenden Videos ist das syrische Tourismusministerium. Der Aufschrei ist groß. Was die Drohne nicht zeigt, das sind: Russische Kampfjets und Hubschrauber der syrischen Armee, die bunkerbrechende Geschosse und Fassbomben abwerfen. Rebellen, die mit improvisierten Raketen zurückschießen, Trümmerwüsten, wo einmal Wohnhäuser, Bäckereien, Krankenhäuser standen. Tourismuswerbung für eine Stadt, die selbst von zurückhaltenden Diplomaten als "Hölle auf Erden" bezeichnet wird - das Regime von Machthaber Baschar al-Assad wirft mit Regelmäßigkeit solche Bilder auf den Markt. Zuletzt vom Badespaß am Mittelmeer und heißem Nachtleben, ebenfalls in Aleppo. Adressaten der Bilder sind Unterstützer des Regimes, denen Normalität und Kontrolle vermittelt werden soll - für alle anderen, vor allem die Opfer, sind die Videos nur menschenverachtend.

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