Syrien:Ärzte und Medien werfen Türkei Giftgaseinsatz vor

Syrien: Die Aufnahme vom 16. Februar zeigt einen der Patienten im Krankenhaus von Afrin - er soll Opfer eines Gasangriffs sein.

Die Aufnahme vom 16. Februar zeigt einen der Patienten im Krankenhaus von Afrin - er soll Opfer eines Gasangriffs sein.

(Foto: AFP)
  • Nach einem Angriff auf ein Dorf in der nordsyrischen Region Afrin sollen sechs Menschen wegen Beschwerden ins Krankenhaus gekommen sein, die auf einen Giftgaseinsatz hindeuten.
  • Die Türkei weist die Berichte zurück. Unabhängige Informationen sind derzeit nicht verfügbar.

Kurdische und syrische Medien haben der Türkei einen Giftgasangriff in der umkämpften nordsyrischen Enklave Afrin vorgeworfen. Sechs Zivilisten seien deshalb in ein Krankenhaus gekommen, berichteten sie unter Berufung auf Ärzte vor Ort. Die Eingelieferten hätten sich übergeben sowie Hautausschlag und niedrigen Blutdruck gehabt, hieß es unter anderem bei Kurdistan 24.

Der Leiter des Krankenhauses in Afrin, Joan Schitika, sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Verletzten mit Atembeschwerden nach türkischem Beschuss eingeliefert worden seien. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, die Türkei habe mehrere Granaten mit "giftigen Substanzen" auf ein Dorf in der Region gefeuert, die Opfer hätten danach Erstickungssymptome gezeigt. Auch die in London beheimatete syrische "Beobachtungsstelle für Menschenrechte" zitierte die Mediziner in einem Bericht.

Von unabhängiger Seite waren die Anschuldigungen zunächst nicht zu überprüfen. Auf vom Krankenhaus veröffentlichten Videos waren Menschen an Sauerstoffmasken zu sehen, die aber sonst keine typischen Anzeichen für Gasvergiftung zeigen, wie Zucken, Erbrechen oder Schaum vor dem Mund.

Das türkische Militär wiederholte am Samstag seine Versicherung, in Afrin keine chemischen oder andere verbotene Waffen einzusetzen. Die Türkei versucht seit vier Wochen, die Kurdenmiliz YPG mit einem Feldzug aus Afrin zu vertreiben. Sie betrachtet diese als Terroristen und Verbündete kurdischer Rebellen in der Türkei. Für die USA ist die YPG dagegen einer der wirkungsvollsten Verbündeten im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat". Die Kurden kontrollieren derzeit große Bereiche entlang der türkisch-syrischen Grenze.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, Berichte über angebliche Giftgasangriffe in Afrin erwähnt. Allerdings ließen sich diese Anschuldigungen nicht unabhängig überprüfen, sagte de Mistura.

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