Super Tuesday:Clinton gewinnt, wo nichts zu gewinnen ist

Democratic U.S. presidential candidate Hillary Clinton speaks about the results of the Super Tuesday primaries at a campaign rally in Miami

Hillary Clinton hat deutlich mehr Vorwahlen gewonnen als ihr einziger parteiinterner Konkurrent Bernie Sanders - allerdings in Staaten, in denen die Demokraten traditionell gegen die Republikaner verlieren.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Super Tuesday ist Hillary Clinton als demokratische Kandidatin schwer aufzuhalten. Dabei hat ihre Siegesserie einen Haken.

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Mit dem Super Tuesday kehren die Demokraten zur Normalität zurück: Hillary Clinton ist nach sieben gewonnenen Bundesstaaten in der Spur für die Präsidentschaftskandidatur im November. Ein Sieg ihres Herausforderers Bernie Sanders bei der Nominierung ist dagegen im Moment nur noch mit überbordender Fantasie auszumachen.

Die klaren Verhältnisse begründen sich nicht damit, dass Sanders am Dienstag ein besonders schlechtes Bild abgegeben hätte: Mit seinem Heimatstaat Vermont, dem vergleichsweise konservativen Oklahoma und den beiden Caucus-Staaten Minnesota und Colorado hat er jene vier Staaten eingesammelt, in die er Zeit und Ressourcen investiert hatte.

Die knappe Niederlage in Massachusetts, immerhin ein Nachbarstaat Vermonts mit deutlich progressiven Zügen, ist dagegen ein schmerzhafter symbolischer Schlag. Vor allem aber konnte die ehemalige Außenministerin sehr klare Siege im Süden (Alabama, Arkansas, Georgia, Tennessee, Texas, Virginia) mit teilweise mehr als 30 Prozent Abstand einfahren - und damit einen deutlichen Vorsprung an Delegierten herausarbeiten. Eine ähnliche Strategie hatte Barack Obama 2008 einen entscheidenden Vorteil verschafft. Gegenüber Hillary Clinton.

Siege im republikanischen Süden

Anders als damals war es nun dieses Mal aber Clinton, die eine deutliche Mehrheit unter den Afroamerikanern erhielt: Drei von vier Schwarzen stimmten für die ehemalige First Lady, und auch in den Latino-Bezirken von Texas schnitt sie gut ab. Mit Blick auf November ist das wichtig: Bei normalem Wahlverlauf muss ein republikanischer Kandidat zwei Drittel der Weißen und etwa 30 Prozent der Nicht-Weißen hinter sich versammeln. Das gelang zuletzt weder John McCain noch Mitt Romney.

Doch Clinton hat ausgerechnet in den Staaten gesiegt, in denen die Demokraten im Herbst nicht viel zu gewinnen haben. Mit Ausnahme des Wechselwähler-Staates Virginia ist der Süden fest in der Hand der Republikaner, anders als noch 1992, als mit Bill Clinton ein Gouverneur aus Arkansas die Demokraten vor permanenter Bedeutungslosigkeit bewahrte.

Trotzdem ist es weiterhin Bernie Sanders, der die Arbeiter und die Jungwähler abholt, auch wenn Clinton zumindest in der Gruppe der 30- bis 44-Jährigen Fortschritte macht und die Partei insgesamt, anders als die Republikaner, politische Erfahrung für eine positive Eigenschaft hält. Allerdings ist der Enthusiasmus für den Wahlkampf der Demokraten gering, die Wahlbeteiligung durch die Bank bislang schwächer als 2008.

Es ist an Hillary Clinton, dies zu ändern - auch auf ihre Person bezogen. Am Wahlabend erklärte sie in Miami, um die Stimmen der Arbeiter kämpfen zu wollen. Und sie nahm bereits ihren möglichen Gegner ins Visier: "Ich glaube, Amerika braucht mehr Liebe und Mitmenschlichkeit", sagt sie, und in Anspielung auf Donald Trumps geplantes Grenzbauwerk. "Wir werden keine Mauern bauen, sondern Hindernisse einreißen und Leitern der Möglichkeiten bauen."

Was kann Clinton dem "blue collar America" bieten?

Ob diese Botschaft verfängt oder Clinton letztlich darauf setzt, die Angst vor einer Ära Trump zu kanalisieren, wird den Wahlkampf und seinen Ausgang entscheidend prägen. Eine wichtige Rolle wird auch die Frage spielen, was die ehemalige Außenministerin jenem "blue collar America" anzubieten hat, klassischen Arbeitern also, die keinem Bürojob nachgehen. Diese folgen derzeit vor allem Sanders oder Trump.

Der Senator aus Vermont wird dafür sorgen, dass die Frage nach einer gerechten Verteilung des Wohlstands bis zur Partei-Versammlung Ende Juli nicht verschwinden wird. Nebenbei wird er noch einige Staaten gewinnen.

Doch am Dienstag hielt die neue Wahl-Realität auch in die Rhetorik des 74-Jährigen Einzug. Zwar betonte er, dass erst 15 Wahlen vorbei seien. Doch Sanders erklärte auch, "dass es nicht nur darum geht, einen Präsidenten zu wählen." Vielmehr gehe es darum, Amerika zu verändern. Es ist dieses Vermächtnis, um das der Herausforderer nun kämpft.

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