Südafrika:Lange Nacht der Wahlen

The 54th National Conference Of The African National Congress party (ANC)

Der ANC wählt einen neuen Parteichef. Der Gewinner der Wahlen hat gute Chancen, die Nachfolge Jacob Zumas anzutreten. Dessen Ex-Frau Nkosazana Dlamini-Zuma (l.) und Cyril Ramaphosa gelten als aussichtsreiche Kandidaten.

(Foto: Waldo Swiegers/Bloomberg)

Der regierende ANC steht vor einer knappen Entscheidung über den künftigen Parteivorsitz - und damit wahrscheinlich den Präsidentschaftskandidaten.

Von Bernd Dörries, Johannesburg

Der Vizepräsident Südafrikas, Cyril Ramaphosa, wird neuer Vorsitzender der Regierungspartei African National Congress (ANC). Bei einer geheimen Abstimmung des Parteitags erzielte Ramaphosa am Montag 2440 Delegiertenstimmen. Seine Rivalin Nkosazana Dlamini-Zuma, eine Ex-Frau des jetzigen Staatschefs Jacob Zuma, kam auf 2261 Stimmen. An der Börse hatten viele Händler zuvor auf einen Sieg des als wirtschaftsfreundlich geltenden Cyril Ramaphosa gewettet, die Landeswährung stieg schon vor der Bekanntgabe des Ergebnisses auf ein Dreimonatshoch. Der 65-jährige hat nun gute Chancen, bei der nächsten Wahl 2019 auch der neue Präsident Südafrikas zu werden; der jetzige Staatschef Jacob Zuma darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Möglich ist auch, dass Zuma vorzeitig aus dem Amt gedrängt wird. Unter seiner Führung ist der ANC in den vergangenen Jahren in der Wählergunst massiv abgestürzt.

Der am Samstag gestartete Kongress war immer wieder unterbrochen worden, weil es offenbar Versuche gab, zusätzliche Delegierte einzuschleusen. "Es gab einige schmutzige Tricks", sagte ANC-Generalsekretär Gwede Mantashe am Montag. In den vergangenen Wochen hatte es in fast allen Regionen Auseinandersetzungen innerhalb der Partei gegeben, wie viele Delegierte aus welchem Lager der beiden Gegenkandidaten zugelassen werden sollten. Noch am Freitag entschieden drei Gerichte, etwa 400 Parteimitglieder nicht zuzulassen, was offenbar vor allem zu Lasten der Stimmen von Dlamini-Zuma geschah.

Die 68-Jährige Medizinerin hatte ihren späteren Mann im Exil in Swasiland kennengelernt, wohin beide während der Apartheid geflohen waren, sie haben vier gemeinsame Kinder, sind aber bereits seit 1998 geschieden, lange bevor sie in die höchsten Ämter kamen.

Dlamini-Zuma hatte verschiedene Ministerposten inne und kandidierte 2007 sogar einmal gegen ihren Ex-Mann. Ihre Gegner werfen ihr aber vor, sich nie deutlich gegen die Korruption unter ihrem Mann geäußert zu haben. Dessen Clique bereichert sich seit Jahren an den Reichtümern der staatlichen Unternehmen, die alle kurz vor dem Bankrott stehen.

Cyril Ramaphosa hatte die Bekämpfung der Korruption in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes gestellt und angekündigt, unter ihm werde Südafrika eine andere Richtung einschlagen. Allerdings diente Ramaphosa Präsident Zuma über viele Jahre lang treu als Vize-Präsident, ohne dessen Machenschaften offen zu kritisieren. Ramaphosa stammt aus der Gewerkschaftsbewegung. Nelson Mandela hätte ihn gerne als seinen Nachfolger gesehen, als der ANC aber einen anderen wählte, wechselte Ramaphosa in die Wirtschaft und wurde einer der reichsten Männer Südafrikas. Ausgerechnet Zuma holte ihn in die Politik zurück.

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