Subventionen für Italien:Elton John singt - die EU zahlt die Gage

Ärger um den "Rocket Man": Der Popstar Elton John sang auf einem Festival in Neapel, bezahlt mit Subventionen aus Brüssel. Der Region Kampanien droht deswegen Ärger - sehr zu ihrem Unverständnis.

Michael König

Die Hose gelb, das Jackett mit bunten Applikationen verziert und die Sonnenbrille mit violetten Gläsern und Glitzersteinchen auf dem Nasensteg: Es war unverkennbar Sir Elton John, der da am 11. September 2009 auf der Piazza del Plebiscito in Neapel am Klavier saß und Rocket Man, Candle In The Wind und als Zugabe Can You Feel The Love Tonight sang.

Elton John

Elton John - hier bei einem Auftritt in Los Angeles - gab in Neapel ein Konzert auf der Piazza del Plebiscito. Die Gage bezahlte die Europäische Union. Dem Veranstalter droht deswegen jetzt Ärger.

(Foto: AP)

Die Fans waren begeistert, die Europäische Union ist es rückblickend weniger. Nach Berichten italienischer und britischer Medien will sie nun prüfen, ob der Konzertveranstalter, die italienische Region Kampanien, regelwidrig EU-Subventionen benutzt hat, um den Popstar nach Neapel zu holen. Bis zu 750.000 Euro soll Elton Johns Auftritt gekostet haben, behauptet das italienische EU-Parlamentsmitglied Mario Borghezio. Das Vorgehen Kampaniens sei "eine Schande".

Der österreichische EU-Kommissar für Regionalpolitik, Johannes Hahn, hält sich mit einem Urteil noch zurück. Über einen Sprecher ließ er jedoch mitteilen, man nehme den Fall ernst: "Wir wissen, dass EU-Gelder für dieses Konzert verwendet wurden, und wir prüfen, ob das rechtens war."

Eigentlich ist das Geld, das Brüssel an die Regionen überweist, für den Erhalt traditioneller Kultur gedacht: Kunst, Küche, Musik. In Kampanien hat man von "traditionell" aber offenkundig eine ganz eigene Vorstellung.

Zwar fand das umstrittene Konzert im Rahmen des Piedigrotta-Festivals statt, eines Volksfestes mit neapolitanischer Musik. Der Zusammenhang mit dem Popstar Elton John, dessen Stern in den 1970er Jahren in London aufging, ist allerdings schwerlich zu erkennen. Für den Veranstalter ist die Sache hingegen glasklar.

"Absolut legitim" sei der Gebrauch der EU-Gelder für das Konzert gewesen, wird Dario Scalabrini, ehemaliger Chef des regionalen Tourismusbüros, in der Online-Ausgabe des Londoner Guardian zitiert. Neapolitanische Kultur dürfe sich nicht von der Welt abschotten, außerdem habe Elton John das berühmte neapolitanische Lied O Sole Mio angestimmt - zum ersten Mal überhaupt. Das Publikum sei zu Tränen gerührt gewesen.

Statt der kolportierten 750.000 Euro habe das Konzert außerdem nur 600.000 Euro gekostet, sagte Scalabrini: "Das Geld war für das Marketing der Stadt bestimmt und nichts anderes haben wir gemacht. Denken Sie nur daran, wie viele Leute nur wegen des Konzerts nach Neapel gekommen sind."

Angesichts des großen Erfolgs versuchten die Veranstalter, für das Festival 2010 den ehemaligen Beatle Paul McCartney zu gewinnen. Nachdem der damalige Regionalpräsident abgewählt worden sei, habe man davon Abstand genommen.

Scalabrini betonte im Guardian jedoch: "Wir hätten auch McCartney mit EU-Subventionen bezahlt. Es wäre sicher ein großartiges Konzert geworden."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: