Stuttgart:Trump 21

Zur Grundsteinlegung für den umstrittenen Bahnhof kommen? Die Grünen doch nicht! Sie sind gereizt.

Von Josef Kelnberger

Winfried Kretschmann wird nicht teilnehmen, wenn die Bahn im September den Grundstein für den Stuttgarter Tiefbahnhof legt. Was er an dem Tag stattdessen vorhat? Wandern, fliegenfischen, vielleicht sogar brennende Müllcontainer anschauen? Mit solchen Absagen für den Donald-Trump-Parteitag haben Spitzenpolitiker der US-Republikaner soeben Maßstäbe gesetzt. Kretschmann, der bislang keine Gründe nennt, hat die Auswahl.

Bei den Grünen ist Stuttgart 21 jedenfalls beliebt wie Trump - respektive ein "brennender Müllcontainer", was im Englischen auch ein Synonym für ein komplettes Desaster ist. Und nicht nur Kretschmann wird wohl schwänzen, auch Stuttgarts grüner OB Fritz Kuhn lässt seine Teilnahme ausdrücklich offen. Bemerkenswert, schließlich handelt es sich um ein Jahrhundertprojekt. Aber die Grünen befürchten eben: ein Jahrhundertdesaster.

Die Stimmung ist gereizt. Von den jüngsten Kostensteigerungen erfuhren Kretschmann und Kuhn aus der Presse statt von der Bahn. Und möglicherweise kommt es noch schlimmer. Niemanden würden es mehr wundern, sollte sich die Gesamtrechnung am Ende auf zehn statt, wie von der Bahn prophezeit, auf 6,5 Milliarden Euro belaufen. Wer die zusätzlichen Milliarden aufzubringen hat, die Bahn oder das Land, wird vielleicht ein Gericht klären müssen. Die Grünen sehen nun auch den Bund in der Verantwortung, schließlich habe Kanzlerin Angela Merkel die Bahn im kritischen Moment dazu gedrängt, in Stuttgart zu buddeln. Mit ihrer Teilnahme an der Grundsteinlegung ist ebenfalls eher nicht zu rechnen.

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