Sturm auf die Rote Moschee:Blutiges Drama, Ende offen

Der Kampf um das Gebetshaus in der pakistanischen Hauptstadt dauert weiter an. Das Militär kontrolliert das Areal weitgehend, in der Moschee sollen zahlreiche Leichen liegen. Extremistenführer Ghazi verschanzt sich mit Geiseln und Getreuen und leistet Widerstand. Was er erwartet, hatte der Imam vor dem Sturm erklärt.

Die Besetzung der Roten Moschee nimmt ein blutiges Ende in Etappen. Mindestens 50 islamistische Kämpfer und acht Soldaten wurden bei den schweren Gefechten im Zentrum der pakistanischen Hauptstadt getötet, wie ein Sprecher der pakistanischen Armee mitteilte. Inoffizielle Quellen sprechen von 70 Toten.

Reuters

Ein islamistischer Student wird ins Krankenhaus gebracht

(Foto: Foto: Reuters)

Die pakistanischen Sicherheitskräfte hatten ihren Sturm auf die Moschee um 5 Uhr Ortszeit begonnen. Die Truppen seien von drei Seiten eingedrungen, aber die Islamisten leisteten "heftigen Widerstand" mit Maschinengewehren, Granaten und Raketenwerfern, erklärte der Armeesprecher.

Mehrere Islamisten feuerten von den Minaretten der Moschee auf die Soldaten, teilte das Militär mit. Etwa 60 Frauen und Kindern sei während des Einsatzes die Flucht vor den Islamisten gelungen.

"Überall sind Leichen", berichtete ein Mann der Nachrichtenagentur AFP telefonisch aus dem Innern der Moschee. Er sprach vom Telefon des Anführers der Islamisten, Abdul Rashid Ghazi, und berichtete von "wahllosem Töten". Eine der Toten sei die Mutter Ghazis; sie sei am Qualm der Explosionen erstickt.

Etwa 50 Besatzer nutzten am Vormittag eine Feuerpause, um sich zu ergeben. Nach Augenzeugenberichten brannte auch eine Koranschule für Mädchen auf dem Moscheegelände. Bis zum Mittag erschütterten starke Explosionen und anhaltende Feuergefechte die Rote Moschee. Dicke Rauchschwaden stiegen über dem Komplex auf, während Dutzende Krankenwagen Verletzte ins Krankenhaus transportieren.

Das Militär erklärte, es kontrolliere das Areal weitgehend. Nun rückten die Sicherheitskräfte auf der Suche nach Geiseln in Kellerräume vor allem im südlichen Teil des Komplexes vor, sagte ein Armeesprecher.

Offenbar befindet sich Ghazi im Erdgeschoss der an die Moschee angrenzenden Koranschule. Anderen Meldungen zufolge soll sich der radikale Prediger im Keller befinden. "Wir machen wiederholt Durchsagen in denen wir Ghazi sagen, dass ihm nichts passiert, wenn er sich ergibt", sagte ein Militärsprecher weiter.

Unklar war, wie viele Kämpfer und Zivilisten sich noch aufhalten. Die pakistanische Regierung sprach von etwa hundert Islamisten und 300 bis 400 Frauen und Kindern.

Aus Sorge um das Leben der Geiseln gingen die Soldaten sehr zurückhaltend vor, sagte ein Armee-General. Die radikal-islamischen Koranschüler seien sehr gut bewaffnet.

Ghazi hatte vor dem Sturm dem Fernsehsender Geo TV ein Interview gegeben und der Regierung "Völkermord" vorgeworfen. Er habe sein Möglichstes getan, um die Forderungen der Regierung bei den Verhandlungen zu erfüllen sagte er. "Mein Märtyrertum ist nun sicher".

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