Studie:Ost-Kinder haben mehr Vorurteile

In den neuen Bundesländern sind die Vorbehalte gegen Fremde schon in jungem Alter deutlicher ausgeprägt. Die Mehrheit der Sechs- bis Elfjährigen allerdings zeigt sich auch dort offen gegenüber Flüchtlingen.

Von Daniel Godeck

Eine Mehrheit der Kinder im Grundschulalter hat eine grundsätzlich offene und unvoreingenommene Haltung gegenüber Flüchtlingen. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Kinderstudie der Hilfsorganisation World Vision, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Danach sagten 79 Prozent der befragten Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren, dass Geflüchtete "ganz normale Kinder wie alle anderen" seien. 82 Prozent der 2500 befragten Grundschulkinder gaben an, dass sie Mitleid mit Flüchtlingen hätten.

Dabei zeigt die Studie, dass nicht nur unter den Erwachsenen, sondern auch unter Kindern ein Ost-West-Gefälle besteht. So fanden 45 Prozent der Kinder aus Ostdeutschland, dass ihnen ein weiterer Zuzug von Migranten nach Deutschland Angst bereite, während im Westen der Republik dies nur jedes vierte Kind sagte. Zudem erklärten im Westen 66 Prozent, dass sie den Kontakt zu geflüchteten Menschen als positiv empfänden, während dasselbe nur 56 Prozent der Ost-Kinder sagten. Als Grund für die höhere Skepsis unter Kindern in den neuen Bundesländern betrachten die Verfasser der Studie das Elternhaus. "Hier zeigt sich, wie früh eine fremdenfeindliche Atmosphäre auf die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft abfärbt", schreiben sie. Auch Sozioökonomisches spiele eine Rolle: So seien Kinder aus der unteren Mittelschicht häufiger skeptisch gegenüber Migranten als ihre Altersgenossen aus wohlhabenderen Familien.

Außerdem hat die Studie ergeben, dass 63 Prozent der Sechs- bis Elfjährigen im Schulalltag Kontakt mit geflüchteten Menschen hat. Ungefähr ein Drittel der Kinder unternehme ab und an in der Freizeit etwas mit geflüchteten Altersgenossen. Die Studie unterstreicht die These, dass der direkte Kontakt mit Flüchtlingen am stärksten Vorurteile abbaut. "Je enger der Kontakt, desto positiver bewerten die Kinder ihre Erfahrungen mit Flüchtlingen", so ein Fazit der Kinderstudie.

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