Stromausfall im Bundestag:Das Licht ist aus, wir geh'n nach Haus

Computer und Schiebetüren verweigern den Dienst, nicht mal aufs Klo können die Parlamentarier: Ein Stromausfall legt das Regierungsviertel lahm. Der Bundestag ist arbeitsunfähig, viele Mitarbeiter gehen nach Hause. Nur die Kanzlerin hat Glück.

Klack: Wer am Dienstag den Bundestag durch eine der automatischen Schiebetüren betreten will, muss erst einmal warten. Öffnen sich die Glastüren dann schließlich, begrüßen sie den Besucher nicht mit dem eleganten elektrischen Surren, mit dem sie gewöhnlich zur Seite gleiten. Stattdessen ertönt ein banales, mechanisches Klack. Seit dem Morgen ist der Strom weg in den Gebäuden des Bundestags, Schiebetüren, Computer und Toilettenspülungen sind lahmgelegt. Lediglich die Telefonanlage läuft wie gewohnt.

Morgenstimmung in Berlin

Stromausfall im Bundestag: Nur die Telefonanlage funktionierte noch.

(Foto: dpa)

Schuld sind Bauarbeiten in Berlin-Mitte. Wie der Stromversorger Vattenfall mitteilte, hätten Erdarbeiten gegen neun Uhr den Ausfall verursacht. Dabei seien in drei Meter Tiefe Zehn-Kilovolt-Kabel beschädigt worden, die Bundestag und Bundeskanzleramt den Strom lieferten. Danach ging nichts mehr in den Gebäuden der bundesdeutschen Legislative. Weder im Reichstag noch in den umliegenden Häusern mit Abgeordnetenbüros und Sitzungssälen gebe es noch Strom, sagte eine Bundestagssprecherin. Lediglich sicherheitsrelevante Bereiche wie Aufzüge seien noch in Betrieb.

Das gilt allerdings nicht für die Sanitäranlagen: Wie Fraktionsmitarbeiter berichteten, gebe es auch Probleme mit den Toiletten, die an Pumpen hingen. Daher sei über Lautsprecher die Durchsage gekommen: "Achtung, hier spricht die Polizei. Wegen des Stromausfalls ist die Benutzung der Toiletten bis auf weiteres zu unterlassen."

Ob die Kanzlerin den Parlamentsmitarbeitern erlaubt, ihre Toiletten zu benutzen, ist nicht bekannt. Im Kanzleramt jedenfalls ist von dem Stromausfall nichts zu spüren: Die Gebäude verfügen - anders als der Bundestag - über eine komplette Ersatzversorgung. "Kanzleramt und Presseamt nicht betroffen, alles funktioniert bestens", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert per Twitter mit.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin reagierte empört auf die Panne: "Es ist unmöglich, dass der Bundestag über keine Notstromversorgung verfügt, wenn Vattenfall mal wieder Mist baut", sagte Trittin. Andere dürften sich über die Zwangspause freuen: Wer nicht ohnehin zu Karneval, Fasching oder Fastnacht Urlaub genommen hatte, durfte den Arbeitstag früher beenden.

Zahlreiche Abgeordnete und Fraktionen begannen am Mittag damit, ihre Mitarbeiter nach Hause zu schicken. Ein Sprecher der Unionsfraktion sagte: "Ein Großteil der Leute wird jetzt nach Hause gehen." Die FDP-Fraktion ordnete für 13 Uhr eine "Dienstbefreiung" an. Mehrere Büros stellten ihre Telefonleitungen auf die Wahlkreisnummer um.

Nur die Pförtner mussten noch bleiben, um per Knopfdruck die Schiebetüren zu öffnen und Journalisten wegzuschicken - ganz ohne die Hilfe der Gegensprechanlage.

Am Ende wurde es dann doch wieder Licht: Nach mehr als elf Stunden hängen Bundestag und Kanzleramt mittlerweile wieder am normalen Stromnetz. Die Reparaturarbeiten an den beschädigten Stromkabeln seien gegen 20.25 Uhr abgeschlossen worden, sagte eine Sprecherin des Energiekonzerns Vattenfall am Abend.

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