Streitgespräch:"Die Burka-Diskussion hat nichts mit Terrorismus zu tun"

Gerda Hasselfeldt und Lamya Kaddor

Gerda Hasselfeldt (l.), Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, und Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin, im Doppelinterview.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im SZ-Streitgespräch betont CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt die "christlich-jüdisch-abendländische" Prägung Deutschlands. Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor weist das zurück. Sie hält es für verfehlt, gemeinsame Werte stark über Religion zu definieren.

Von Ronen Steinke

Männer morden - aber das Land diskutiert über die Bekleidung von Frauen. Dieser Eindruck konnte bei Musliminnen in Deutschland entstehen, als nach den Terroranschlägen von Ansbach und Würzburg über das Verbot der religiösen Vollverschleierung debattiert wurde. Das hat die CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt jetzt im SZ-Interview bedauert.

Bei der "Burka-Diskussion" gehe es um das Thema Integration, sagte die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag. "Das hat nichts mit Terrorismus zu tun, sondern damit, dass man seine Gesprächspartner auch anschauen kann." Aber: "Wenn Sie mehrere Baustellen im Land haben, werden die möglicherweise auch mal gleichzeitig diskutiert. Ich gebe zu, dass manche Diskussion dann bei den Betroffenen so ankommt, wie man es eigentlich nicht will."

Hasselfeldt kam zu einem Streitgespräch mit der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor zusammen, die als Kind syrischer Eltern in Westfalen geboren wurde. Was die CSU-Politikerin die "christlich-jüdische-abendländische" Prägung Deutschlands nennt, wies Kaddor zurück: "Dass wir in einem Land leben, in dem das Christentum lange Zeit prägend war und immer noch eine bestimmte Rolle spielt, ist doch klar. Ich glaube aber, dass es nicht nur das Christentum ist. Auch nicht das sogenannte christlich-jüdische Erbe - fragen Sie mal den ein oder anderen deutschen Juden! Da sind viele nicht so glücklich mit dieser Formulierung, nach Jahrhunderten des christlichen Antijudaismus und Antisemitismus. Ich finde es überhaupt verfehlt, wenn wir unsere gemeinsamen Werte so sehr über die Religion definieren wollen."

Einig waren sich beide aber bei der Suche nach einem neuen Bundespräsidenten - und der Frage nach einem möglichen Kandidaten Navid Kermani.

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