Streit zwischen Nord- und Südkorea:Spielplatz Kaesong

Nordkoreas Diktator Kim Jong Un gefällt sich in kindischen Provokationen und agiert beim Industriepark Kaesong äußerst widersprüchlich: Er scheut den Einfluss des Südens auf seine Arbeiter, will aber gleichzeitig die Devisen abschöpfen. Das passt nicht zusammen. Doch dass Kaesong nicht längst wieder in Betrieb ist, liegt auch an US-Präsident Obama.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Nordkorea weiß nicht, was es will: Es braucht die Devisen aus dem Industriepark Kaesong, will aber den Einfluss der 800 Manager aus Südkorea auf die 53.000 Arbeiter aus dem Norden nicht zulassen. Jungdiktator Kim Jong Un will die Wirtschaft ankurbeln, verschärft aber die Repression. Er erklärt Nordkorea zur Nuklearmacht, braucht aber die Hilfe jener, die ihm keine Atomwaffen zugestehen wollen.

Obwohl Kims Vater im Westen als Playboy und Verrückter dargestellt wurde, war seine Außenpolitik rational und berechenbar: Er spielte seine schlechten Karten gut, presste der Welt für Perioden des Wohlverhaltens einen hohen Preis ab. Kim Junior versucht, dieses Spiel von Erpressung und Konzessionen weiterzuziehen, hat aber das Maß verfehlt. Er weiß selber nicht, was er will.

Kim Senior hatte mit den US-Präsidenten Clinton und Bush und mit den Präsidenten Südkoreas bis 2008 Gegenspieler, die ihrerseits wussten, was sie wollten. Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye steht ihnen in nichts nach. Sie wartete geduldig auf eine Gelegenheit für Entspannungsschritte und ließ sich nicht beirren, als sie im ersten Anlauf scheiterte.

Präsident Barack Obama hingegen beantwortete Kims kindische Provokationen mit Paraden modernster Waffen. Diese Gegenprovokation war unnötig und trug sicher dazu bei, dass Kaesong nicht schon längst wieder in Betrieb ist.

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