Streit um Stromtrassen:Kabinett beschließt teure Erdkabel

  • Das Bundeskabinett hat beschlossen, teuren Erdkabeln den Vorrang zu geben. Die Regierung kommt damit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) entgegen.
  • Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel erwartet, dass die streckenweise Erdverkabelung bis zu acht Milliarden Euro mehr kosten wird als der Bau von Freileitungen.
  • Das müssen private Stromkunden und die Industrie über höhere Netzentgelte bezahlen.

Um Bürgerproteste gegen die geplanten großen Stromautobahnen zu verringern, will die Bundesregierung die Leitungen vorrangig als Erdkabel unterirdisch verlegen lassen - anstatt oberirdische Freileitungen zu bauen. Auch sollen bestehende Trassen stärker genutzt werden. Das beschloss das Bundeskabinett.

Die Regierung kommt damit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) entgegen. Seehofer hatte monatelang gegen die beiden großen Trassenprojekte "Südlink" und "Südost" gekämpft, weil der Widerstand in Bayern gegen vermeintliche "Monstertrassen" mit bis zu 75 Meter hohen Masten besonders groß ist. Wo genau "Südlink" und "Südost", die Wind- und Sonnenstrom von den Küsten in die süddeutschen Industriezentren bringen sollen, durch Deutschland verlaufen werden, steht noch nicht fest.

Erdkabel haben ihren Preis: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) erwartet, dass die streckenweise Erdverkabelung die Kosten für die beiden Gleichstrom-Trassen um drei bis acht Milliarden Euro in die Höhe treibt. Das müssen private Stromkunden und die Industrie über höhere Netzentgelte bezahlen. Die Grünen warfen Gabriel vor, vor Seehofer eingeknickt zu sein.

Auf einen Durchschnittshaushalt kommen bis zu zehn Euro im Jahr Mehrkosten zu. Ein typischer Industriebetrieb muss demnach bis zu 160 000 und eine Gewerbefirma bis zu 11 000 Euro mehr aufbringen. Weitere Kosten könnten entstehen, wenn Landbesitzer mit ihren Forderungen nach höherer Entschädigung für ihre Grundstücke durchkommen.

Die Regierung rechtfertigt dies damit, dass eine Verzögerung des Freileitungsbaus wegen des Widerstands von Bürgerinitiativen ebenfalls massive Zusatzbelastungen ausgelöst hätte.

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