Autobiographie des früheren US-Präsidenten:Altkanzler Schröder: Bush lügt!

Ex-Präsident George W. Bush behauptet in seiner Autobiographie, Gerhard Schröder habe den USA 2002 deutsche Unterstützung für den Irak-Krieg zugesagt. Stimmt nicht, sagt der Altbundeskanzler.

Nico Fried

Die heftigen deutsch-amerikanischen Differenzen über den Irak-Krieg vor sieben Jahren haben ein Nachspiel: Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hat am Dienstag die Behauptung des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush entschieden zurückgewiesen, er habe sich im Januar 2002 für einen militärischen Einsatz im Irak ausgesprochen.

George W. Bush in Mainz, 2005

US-Präsident George W. Bush (links) und Bundeskanzler Gerhard Schröder bei einem Treffen im Jahr 2005: "Der frühere amerikanische Präsident Bush sagt nicht die Wahrheit."

(Foto: AP)

"Der frühere amerikanische Präsident Bush sagt nicht die Wahrheit", erklärte Schröder in einer Reaktion auf Bushs Memoiren, die am Dienstag in den USA erschienen sind. Die damalige Bundesregierung habe eine Unterstützung für einen Krieg im Irak nur für den Fall in Aussicht gestellt, dass sich der Irak wie zuvor Afghanistan als Zufluchtsort für Al-Qaida-Terroristen erweisen würde.

Bush schreibt in seinen Memoiren mit dem Titel Decision Points (etwa: Wegmarken der Entscheidung), dass er sich im Vorfeld des Irak-Krieges von Schröder getäuscht gefühlt habe. Der damalige Bundeskanzler habe ihm bei einem Treffen im kleinen Kreis im Weißen Haus am 31. Januar 2002 die volle Unterstützung für die Irak-Politik zugesagt. Er habe dem Kanzler bei dem Gespräch klargemacht, dass er als letzte Option auch mit militärischer Gewalt gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein vorgehen würde, schreibt Bush.

Schröder habe geantwortet: "Was für Afghanistan richtig ist, ist auch für den Irak richtig. Nationen, die den Terrorismus unterstützen, müssen mit Konsequenzen rechnen. Wenn Sie es schnell und entschieden erledigen, dann bin ich mit Ihnen." Bush fährt fort: "Dies habe ich als Erklärung der Unterstützung aufgenommen." Vor den Bundestagswahlen in Deutschland im Sommer 2002 "hatte Schröder plötzlich einen anderen Dreh", schreibt Bush.

Da habe der Kanzler plötzlich öffentlich gegen eine Invasion im Irak opponiert.

Anders als Bush legt Schröder erkennbar Wert auf die Konditionierung seiner Aussage. Schon in seinen eigenen Memoiren hatte der Ex-Kanzler 2006 von der Reise nach Washington berichtet. Demnach habe er dem amerikanischen Präsidenten klargemacht, "dass für den Irak das Gleiche zu gelten habe wie für Afghanistan, sofern es darum gehe, gemäß der Entschließung des UN-Sicherheitsrates zu handeln, wonach kein Land, das Terroristen beherbergt oder schützt oder sonstwie begünstigt, ungeschoren davonkommen werde".

Schröder fügt in seinem Buch hinzu: "Dann, aber nur dann, hätten uns die USA an ihrer Seite." Bush habe versichert, dass in dieser Frage nichts beschlossen sei. Bei einem Besuch fünf Monate später in Berlin bekräftigte Bush in der Pressekonferenz im Kanzleramt, aber nach Teilnehmerangaben auch im vorhergehenden Gespräch mit Schröder, dass er zum Irak keine militärischen Pläne auf dem Tisch habe.

Das Zerwürfnis über den Irak-Krieg habe sein Verhältnis zu Schröder zerrüttet, schreibt Bush. "Ich schätze persönliche Diplomatie und lege viel Wert auf Vertrauen", so der Ex-Präsident. "Als dieses Vertrauen verletzt wurde, war es schwierig, noch einmal eine konstruktive Beziehung zu haben."

Schröder sei "einer der am schwierigsten zu durchschauenden Staatsmänner" gewesen, mit denen er als Präsident zu tun hatte. Besonders getroffen fühlte sich Bush von einem Vergleich mit Hitler, den die damalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin gezogen haben soll.

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