Streit mit irakischer Regierung:Kurden übernehmen wichtige Ölfelder

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Der Konflikt im Irak zwischen Kurden und der von Schiiten geführten Regierung verschärft sich: Im Norden bringen kurdische Kämpfer bedeutende Ölfelder unter ihre Kontrolle - und in Bagdad setzen Minister ihre Arbeit aus.

  • Kurden bringen wichtige Ölfelder im Norden des Irak unter ihre Kontrolle.
  • Kurdische Minister stoppen die Zusammenarbeit mit der Zentralregierung in Bagdad.

Ölfelder unter kurdischer Kontrolle

Im Machtkampf gegen Iraks Regierungschef Nuri al-Maliki haben die Kurden der Autonomieregion im Norden wichtige Ölfelder unter ihre Kontrolle gebracht. Das berichten die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters übereinstimmend. Die dpa bezieht sich dabei auf Kreise der Nord-Ölgesellschaft (NOC), Reuters auf eine nicht näher genannte Quelle aus der kurdischen Autonomieregierung sowie auf das Ölministerium in Bagdad. Demnach übernahm die kurdische Peschmerga-Armee die Kontrolle der Industrieanlagen in Bai Hassan, wo täglich etwa 195 000 Barrel Rohöl gefördert werden.

Beide Seiten erheben Ansprüche

Die Felder liegen in der Nähe von Kirkuk in einer Region, auf die sowohl die Zentralregierung in Bagdad als auch die Kurden in Erbil Anspruch erheben. Die Arbeiter hatten den Angaben nach die Wahl, zu bleiben oder zu gehen. Teils seien arabische Arbeiter durch kurdisches Personal ersetzt worden.

Minister setzen Geschäfte aus

Kurdische Minister stoppten zudem die Zusammenarbeit mit der von Schiiten geführten Regierung: "Wir haben unsere Regierungsgeschäfte ausgesetzt", sagte Außenminister Hoschijar Sebari, der zur kurdischen Bevölkerung gehört.

Bereits am Donnerstag hatten die kurdischen Minister in der Übergangsregierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki angekündigt, den wöchentlichen Kabinettstreffen fernzubleiben. Nun erklärte Sebari, dass zusätzlich das Tagegeschäft seines Ministeriums sowie des Handels-, Migrations- und Gesundheitsministeriums ausgesetzt werde. Die Kurden würden aber weiterhin an Parlamentssitzungen teilnehmen, sagte Sebari.

Seit Jahren schwelender Territorialstreit

Nach dem Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat im Norden und Westen Iraks eskalierte auch ein seit Jahren schwelender Territorialstreit zwischen den Kurden und Bagdad. Dabei warf Ministerpräsident Nuri al-Maliki den Kurden vor, sie böten in ihren Autonomiegebieten den Terroristen Unterschlupf. Die Kurden reagierten mit Rücktrittsforderungen.

Der Irak droht zu zerfallen

Der Islamische Staat (vormals: Isis) hat in den vergangenen Wochen weite Landstriche unter seine Kontrolle gebracht und ein islamistisches Kalifat ausgerufen. Der Irak droht inzwischen in drei Gebiete zu zerfallen: die autonome Kurdenregion im Norden, einen schiitischen Teil im Süden, der noch unter der Kontrolle der Zentralregierung ist, und das Gebiet des radikal-sunnitischen Islamischen Staates.

© SZ.de/dpa/Reuters/AFP/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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