Streiks:Auf dem Rücken von wem?

Die Streiks, die derzeit am meisten nerven, sind die des Flughafenpersonals. Dabei sind gerade diese sehr berechtigt.

Von Detlef Esslinger

Ob und wie sehr Streiks stören, davon hängt meist ab, was der nicht streikende Teil des Volkes vom jeweils streikenden hält. Unter diesem Aspekt dürften die Arbeitsniederlegungen, zu denen die Gewerkschaft Verdi diese Woche unter anderem bei Studentenwerken, Landesbehörden sowie Zentren für Psychiatrie aufruft, kaum jemanden empören; auch dass Lehrer nicht zur Arbeit kommen - in Ordnung. Streiks des Flughafenpersonals, ebenfalls auf Initiative von Verdi, hingegen findet kaum jemand charmant. Da gibt es immer schnell einen, der sagt, Konflikte dürften nicht rücksichtslos auf dem Rücken von Reisenden... et cetera. So auch am Mittwoch.

Es handelt sich um verschiedene Konflikte, in denen dieselbe Gewerkschaft Verdi zu Arbeitsniederlegungen aufruft. Die Angestellten der Länder befinden sich in klassischen Warnstreiks. Sie dauern ein paar Stunden, sind mehr Gemeinschaftserlebnis als Nadelstich, sie gehen der Verhandlungsrunde Ende nächster Woche voran. An den Flughäfen hingegen ist es ein ernsthafter Konflikt, der seit Monaten stockt. Nun demonstrierte die Gewerkschaft am Mittwoch ihre Macht.

Auf dem Rücken der Reisenden? Die Einstiegslöhne der Gepäckleute und Flugzeugreiniger liegen zum Teil knapp über dem Mindestlohn. Sie fordern ein bis zwei Euro mehr pro Stunde. Manchmal sind Streikende maßlos. Diese Helden des Alltags sind es ganz bestimmt nicht.

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