Stichwort Wawel:Königlicher Stammsitz, Schaltzentrale der Nazis

Residenz der polnischen Monarchen, Schaltzentrale des Nazi-Mörder Hans Frank, und Ort, wo Karol Wojtyla seine erste Messe hielt: Die Königsburg Wawel ist eng mit der wechselhaften Geschichte Polens verknüpft..

Der Wawel-Hügel in der Königsstadt Krakau war über die Jahrhunderte ein Spiegel der bewegten polnischen Geschichte: Von ihrer Burg auf dem Kalkstein-Hügel oberhalb der Weichsel lenkten die polnischen Könige 500 Jahre lang die Geschicke ihres Landes bis zum Ende des 16. Jahrhunderts.

Fast alle Herrscher wurden in der Kathedrale nebenan gekrönt und später auch dort beigesetzt. In der Krypta der Kathedrale hielt Karol Wojtyla - der spätere Papst Johannes Paul II. - 1946 seine erste heilige Messe. Wojtyla stammte aus der Kleinstadt Wadowice bei Krakau.

In der Gruft unter der Kathedrale, wo der bei einem Flugzeugabsturz verunglückte Präsident Lech Kaczynski und seine Frau Maria beigesetzt wurden, ruhen schon viele berühmte Polen: Der Nationalheld und legendäre Militärkommandeur Tadeusz Kosciuszko, der Architekt der polnischen Unabhängigkeit von 1918, Jozef Pilsudski.

Der Ministerpräsident der polnischen Exilregierung im Zweiten Weltkrieg, Wladyslaw Sikorski. Und der Nationaldichter Adam Mickiewicz.

Der Nazi-Funktionär Hans Frank residierte ab 1939 als Generalgouverneur des besetzten Polen auf der Wawel-Burg, bis er Krakau im Januar 1945 verlassen musste.

In den Nürnberger Prozessen wurde Frank, der als "Judenschlächter von Krakau" in die Geschichte einging, als einer der Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt und 1946 hingerichtet.

Die Krakauer Juden hatten sich nach ihrer ersten Vertreibung aus der Stadt im 15. Jahrhundert im nahen, damals noch selbstständigen Kasimierz angesiedelt.

Unter der deutschen Besatzung wurden fast alle jüdischen Bewohner des Viertels in den Konzentrationslagern Plaszow und Auschwitz ermordet.

Heute gehört das alte jüdische Wohnviertel mit seinen schmalen Gassen, Synagogen und jüdischen Friedhöfen zu Krakau. In Kasimierz wurden Teile des Spielfilms Schindlers Liste gedreht.

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