Steinbrücks Nebeneinkünfte veröffentlicht:Plötzlich ist da nur noch Schweigen

Die Koalitions-Generalsekretäre Döring und Dobrindt haben sich mit ihrem Frontalangriff auf Steinbrück selbst ins Abseits geschossen. Jetzt hat Steinbrück alles offengelegt - und sie schweigen. Ist wohl auch besser so.

Thorsten Denkler, Berlin

FDP-Generalsekretär Döring

Erst loses Mundwerk, dann ziemlich sprachlos: FDP-Generalsekretär Döring.

(Foto: REUTERS)

Und noch immer großes Schweigen. Selbst am Tag zwei, nachdem der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück seine Nebeneinkünfte detailliert veröffentlicht hat, traut sich niemand aus Union und FDP die stolze Summe kritisch zu kommentieren. Seit 2009 hat Steinbrück 1,25 Millionen Euro mit Vorträgen, vor allem vor Bankern und Finanzjongleuren, verdient.

Als da vor einigen Wochen einer grob überschlagen hat, dass Steinbrück wohl Spitzen-Nebenverdiener unter den Bundestagsabgeordneten sei, da war das Mundwerk einiger Koalitionäre noch um einiges loser. FDP-Generalsekretär Patrick Döring, nebenbei Vorstandmitglied einer Haustierversicherungsgesellschaft, die ihm monatlich bis zu 7000 Euro überweist, attackierte Steinbrück umgehend. Beim SPD-Mann ihm würden "alle Sicherungen" durchbrennen, wenn es um dessen eigenen Vorteil gehe. "Mit dem Gen des ehrbaren Kaufmanns ist dieser Hanseat nur dürftig gesegnet."

CSU-General Alexander Dobrindt setzte Steinbrück ernsthaft unter Verdacht, "ein Produkt der Finanzindustrie zu sein". Als "Liebling der Spekulanten" brandmarkte er ihn. Dobrindt forderte Erstaunliches: Steinbrück solle jetzt volle Transparenz zeigen und offenlegen, wie viel Geld er von der Finanzindustrie bekommen habe.

Das Dumme ist: Genau das hat Steinbrück getan. Hat alles offengelegt, auf Heller und Pfennig.

Das war irgendwie abzusehen. FDP-Nordlicht Wolfgang Kubicki zumindest muss geahnt haben, dass das nicht gutgehen kann. Er wisse auch nicht, was der Döring da "geraucht hat", ließ er wissen. Das weiß der selbst wohl auch nicht mehr. Zumindest aber sind beide, Döring und Dobrindt jetzt ziemlich sprachlos. Im Volksmund würde es heißen: Der Schuss ging gewaltig nach hinten los.

Dobrindt und Döring, sie stehen jetzt da wie Pat und Patachon der Koalition da. Wie zwei Jungen, die nicht in der Lage waren, die erwartbaren Konsequenzen ihres Handelns abzusehen. Und nicht mächtig genug, um sich in der Transparenz-Debatte nach vorne zu werfen - was zumindest gesichtswahrend hätte sein können. Ihr Schweigen ist peinlich. Aber für die beiden wohl auch besser so.

Mit einer nur halbherzigen Transparenzlösung versuchten Union und FDP, die Debatte wieder einzufangen. Den bisherigen drei Stufen bis 3500, bis 7000 und über 7000 Euro sollen jetzt zehn Stufen bis 250.000 Euro und darüber hinaus folgen. Angesichts der Steinbrück´schen Transparenzoffensive wirkt das wie ein Witz.

Abgeordnete wie der CDU-Mann und ehemalige Forschungsminister Heinz Riesenhuber dürften jetzt schon weit darüber liegen. Und wer sagt eigentlich, dass Steinbrück tatsächlich der Spitzenreiter bei den Nebeneinkünften im Bundestag ist? Mit der Obergrenze von anzugebenden 250.000 Euro ließe sich das nicht unbedingt feststellen. Darum muss es eine auf den Cent genaue Offenlegung geben.

Derzeit liegen auf den Plätzen nach Steinbrück ausschließlich Abgeordnete aus dem Regierungslager. Es darf darüber gestritten werden, ob 1,25 Millionen nicht ein wenig üppig sind. Wie gut wäre es da, eine echte Vergleichsmöglichkeit zu haben. Steinbrück hat es vorgemacht, hat jeden einzelnen Vortrag aufgeführt und das Honorar vor Steuern angegeben.

Wer mal kurz den Taschenrechner rausholt, stellt übrigens fest, dass Döring in den drei Jahren seit 2009 zwischen 126.000 und 250.000 Euro dazuverdient haben muss als Haustierversicherer. Auch da wäre es doch gut zu sehen, was bei dem Job tatsächlich herumkommt und wie er den mit seiner Abgeordnetentätigkeit vereinbart.

Auf seiner Internetseite schreibt Döring: "Im Gegensatz zum Kollegen Steinbrück strebe ich kein hohes Staatsamt an der Spitze der Exekutive unseres Landes an."

Manche in der Partei hoffen darauf, dass das ein Versprechen ist.

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