Stammheim-Prozess:RAF-Tonbandmitschnitte aufgetaucht

Autoren einer NDR-Dokumentation über die RAF haben Tonbänder des Stuttgart-Stammheim-Prozesses gefunden. Sie galten 30 Jahre als vernichtet.

Nach 30 Jahren sind Tonbandmitschnitte des Stammheim-Prozesses gegen die RAF-Gründer Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe wieder aufgetaucht.

Stammheim-Prozess: Hier begingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord: Im Hochsicherheitstrackt der Justizvollzugsanstalt in Stuttgart-Stammheim.

Hier begingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord: Im Hochsicherheitstrackt der Justizvollzugsanstalt in Stuttgart-Stammheim.

(Foto: Foto: AP)

Der NDR berichtete, bei den Recherchen zu der zweiteiligen Dokumentation Die RAF seien die Autoren Stefan Aust und Helmar Büchel in Nebenräumen des Oberlandesgerichtes Stuttgart auf Teile der Bänder gestoßen. Bisher sei davon ausgegangen worden, die Aufnahmen seien vernichtet.

Ein Ausschnitt der Dokumentation mit Originaltönen von Prozessteilnehmern sollte am Montagabend in den Tagesthemen zu sehen sein.

Die Sendung der Dokumentation Die RAF ist für Sonntag, 9. September und Montag, 10. September, jeweils im Ersten Programm der ARD geplant. Sie wurde von der Produktionsfirma Spiegel TV im Auftrag des NDR hergestellt.

Bei den Aufnahmen handelt es sich laut NDR um 21 Bänder mit etwa zwölf Stunden von Mitschnitten aus dem Gerichtssaal im Hochsicherheitstrakt Stuttgart-Stammheim. Eigentlich sei vorgesehen gewesen, sie zu löschen. Das sei aber nach dem Abschreiben vergessen worden. Zu hören seien die Angeklagten Baader, Ulrike Meinhof, Ensslin und Raspe sowie Anwälte, Richter und Staatsanwälte.

Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Oberlandesgericht und der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die zunächst auf einer Vernichtung der Tondokumente bestanden habe, seien die Bänder schließlich in Kopie über das Staatsarchiv Ludwigsburg an die Dokumentarfilmer herausgegeben worden, berichtete der NDR. Für die Veröffentlichung hatten die Autoren die schriftliche Genehmigung der noch lebenden Prozessteilnehmer eingeholt.

Zuvor hatte der Südwestrundfunk mitgeteilt, er habe unveröffentlichte Tondokumente aus dem Prozess gegen führende RAF-Mitglieder im Staatsarchiv Ludwigsburg entdeckt. Zu hören seien etwa die letzte Aussage Meinhofs vor ihrem Selbstmord, ein Statement Baaders zum Thema Isolationshaft, Raspe zu den Haftbedingungen und Ensslin zur Verantwortung der Roten-Armee-Fraktion. Die Dokumente sollten bereits am Montag im Internet veröffentlicht und später im SWR-Hörfunk ausgestrahlt werden.

In dem Prozess in Stuttgart-Stammheim waren die Taten der ersten RAF-Generation verhandelt worden. Meinhof erhängte sich am 9. Mai 1976 in ihrer Zelle. Baader, Ensslin und Raspe wurden am 28. April 1977 zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie begingen im darauf folgenden Herbst Selbstmord.

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