Bayerisches Staatsschauspiel:Tatsächlich Theater

Andreas Beck wird neuer Intendant in München.

Von Egbert Tholl

Das bayerische Kunstministerium hat sich Zeit gelassen - die Entscheidung stand bereits lange fest, bevor sie verkündet wurde: Andreas Beck vom Theater Basel wird von der Saison 2019/20 an Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels in München.

Eine hervorragende Wahl. Beck begreift Theater von innen heraus als zeitgenössisches Medium. Er vertraut jungen, also lebenden Autoren und darauf, dass deren Blick auf die Welt eine Relevanz hat. Und er vertraut seinen Schauspielern. Ebenso wie die für ihn maßgeblichen Regisseure nimmt er sie von einem Theater, wo er die Leitung hat, gern zum nächsten mit. Im oft als zynisch und als ausbeutend beschriebenen Theaterbetrieb ist Beck eine menschliche Größe.

Künstlerisch bezieht er eine radikale Gegenposition zu aufreizenden Event-Veranstaltern wie Chris Dercon von der Berliner Volksbühne. Bei Beck wird Theater von Menschen für Menschen gemacht, und Ästhetik ist bei ihm ein Produkt der künstlerischen Arbeit, nie aber deren Ausgangspunkt. Mit seiner bekennenden Liebe zu seinen Darstellern wird er in München auch einen interessanten Kontrast zu den Münchner Kammerspielen bilden, wo klassisches Theater derzeit ebenfalls eine Pause hat und wo langjährige Ensemblemitglieder gerade die Flucht ergreifen. Im besten Falle wird Beck zeigen, dass die gute alte Kunstform Theater noch längst nicht überholt ist.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: