Staatsakt für Ronald Reagan:Amerika nimmt Abschied

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Zum Abschluss der offiziellen Trauerfeierlichkeiten ehren die USA Ronald Reagan mit einem Staatsakt. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt und Weggefährten kamen zur Trauerfeier nach Washington. Es sei schwer, Reagan gehen zu lassen, erklärte Präsident George W. Bush.

Reagan habe die Freiheit verteidigt, wo immer sie in Gefahr gewesen sei. Zum Höhepunkt der fünftägigen Trauerfeierlichkeiten hatten sich mehr als 2000 Gäste in der Nationalen Kathedrale von Washington eingefunden. "Wir haben Ronald Reagan erst vor Tagen verloren, aber er fehlt uns schon seit langer Zeit", sagte Bush mit Blick auf den Kampf des Verstorbenen gegen die Alzheimer-Krankheit.

Die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher würdigte den verstorbenen Staatschef für seine Politik voll "Frische und Optimismus". Reagan habe immer versucht, die Seele Amerikas zu stärken und die Kraft der freien Welt wiederherzustellen, erklärte Thatcher, die nach mehreren Schlaganfällen nicht mehr öffentlich spricht, in einer Aufzeichnung ihrer Trauerrede. "Wir haben einen großartigen Präsidenten verloren, einen großartigen Amerikaner und einen großartigen Menschen", sagte Thatcher. "Und ich habe einen lieben Freund verloren."

Auch der ehemalige Staatschef der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, erwies seinem einstigen Kontrahenten und späteren Freund die letzte Ehre. Auch die vier Expräsidenten Gerald Ford, Jimmy Carter, Bill Clinton und George Bush nahmen Abschied. Er habe von seinem Vorgänger Reagan "mehr gelernt als von jedem anderen, den ich in meiner Zeit im öffentlichen Leben traf", sagte Expräsident Bush auf der Trauerfeier. Für Deutschland nahm Bundeskanzler Gerhard Schröder an dem Staatsakt mit 2.100 geladenen Trauergästen teil.

Der jetzige Präsident Bush erwies Reagan bereits am Donnerstagabend nach seiner Rückkehr vom G-8-Gipfel auf Sea Island die Ehre. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Laura trat Bush an den im Kapitol in Washington aufgestellten Sarg. Er pries Reagan als "großartigen Mann". Anschließend traf das Ehepaar Bush mit Reagans Witwe Nancy zusammen.

Salutschüsse und Kirchengläut

Auf US-Militärstützpunkten wurden Salutschüsse abgefeuert. Kirchenglocken erklangen 40 Mal zu Ehren des 40. Präsidenten. Nach dem Staatsakt in der Kathedrale soll der Sarg Reagans noch am Freitag nach Kalifornien geflogen werden, wo der verstorbene Expräsident bei seiner Präsidentenbibliothek in Simi Valley im Familienkreis beerdigt werden soll.

Die Feierlichkeiten sind die aufwendigsten für einen verstorbenen Präsidenten seit dem Tod von Lyndon B. Johnson 1973. Die Familie von Richard Nixon respektierte 1994 seinen Wunsch, kein Staatsbegräbnis zu erhalten. Reagan war am vergangenen Samstag im Alter 93 Jahren gestorben. Vor zehn Jahren hatte Reagan bekannt gegeben, dass er an Alzheimer leide.

Thatcher würdigte Reagan als außergewöhnlichen Charakter. "Nichts war typischer für Ronald Reagan als dieser großherzige Edelmut, und nichts war amerikanischer als dies." Sie erinnerte daran, dass er mit "der Frische und dem Optimismus" seines Wesens die USA aus der Depression der 70er Jahre befreit und als Sieger aus dem Kalten Krieg geführt habe.

"Er gewann den Kalten Krieg, nicht nur, ohne einen Schuss abzugeben, sondern auch, indem er die Feinde aus ihrer Festung lockte und zu Freunden machte." Die frühere Premierministerin hob den aufrichtigen Patriotismus Reagans hervor: "Er empfand das aufrichtige Äußern von Heimatliebe nicht wie manch andere Leute als peinlich. Er konnte privat und öffentlich mit gleicher Inbrunst sagen: 'Gott segne Amerika'." Auch bei größten Problemen habe Reagan in seinen Überzeugungen geruht und immer seinen Humor behalten.

Thatcher betonte die wichtige Rolle von Reagans Frau Nancy: "Einmal sagte er: 'Nancy kreuzte meinen Weg und rettete meine Seele'." Reagans Leben sei nicht nur in seinem öffentlichen Auftreten erfüllt gewesen, sondern auch im Privaten: "Tatsächlich wurzelten seine öffentlichen Leistungen in seinem privaten Glück." Thatcher hatte die Traueransprache bereits im Februar aufgezeichnet.

Der Sarg mit Reagan war vor dem Staatsakt zwei Tage lang im US-Kapitol aufgebahrt gewesen. Dort hatten mehr als 100.000 Menschen von dem Toten Abschied genommen. Zum Abschluss der fünftägigen Feierlichkeiten wird Reagan, der am Samstag vergangener Woche im Alter von 93 Jahren gestorben war, in Simi Valley in Kalifornien beigesetzt.

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