Sri Lanka: Tamil-Tigers:Kamikaze-Flüge auf Colombo

Die vermeintlich schon geschlagenen tamilischen Rebellen melden sich mit einem waghalsigen Anschlag zurück: Zwei Kleinflugzeuge griffen Colombo an.

Die Flugzeuge sollten in ein Hochhaus des Militärs in der Innenstadt und in einen Luftwaffenstützpunkt nahe des internationalen Flughafens Colombo stürzen, wie die den Rebellen nahestehende Website TamilNet am Samstag berichtete. Bei den Angriffen vom Freitagabend kamen neben den Piloten zwei Menschen ums Leben, 51 weitere wurden verletzt.

Sri Lanka: Tamil-Tigers: Sri Lanka: Tamilen-Tigers verüben Kamikaze-Flüge auf Colombo

Sri Lanka: Tamilen-Tigers verüben Kamikaze-Flüge auf Colombo

(Foto: Foto: Reuters)

TamilNet veröffentlichte auch ein Foto, das die beiden angeblichen Piloten zusammen mit Rebellenführer Velupillai Prabhakaran zeigte - ein üblicher Vorgang bei Selbstmordattentaten der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE). Sie seien "Schwarze Tiger der Lüfte", hieß es auf der Website. Selbstmordattentäter werden von den Rebellen gewöhnlich als "Schwarze Tiger" bezeichnet.

Die Rebellen werteten den Angriff als großen Erfolg, die Regierung widersprach. Luftwaffensprecher Janaka Nanayakkara bestätigte, dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe. Beide Flugzeuge seien jedoch vor Erreichen ihres Ziels abgeschossen worden. Eines der Flugzeuge sei mit rund 130 Kilogramm Sprengstoff beladen gewesen.

Der Angriff wurde von Beobachtern als äußerst peinlich für die Regierung gewertet. Diese hatte unlängst erklärt, sie habe sämtliche Start- und Landebahnen in den von Tamilen kontrollierten Gebieten zerstört und auch die Flugzeuge LTTE unbrauchbar gemacht. Nach der jüngsten Offensive der Regierungstruppen soll die Rebellengruppe, die einst weite Teile Sri Lankas kontrollierte, demnach auf einem nur noch 150 Quadratkilometer großen Landstrich an der Nordostküste der Insel von Soldaten eingekesselt sein. Im März 2007 hatte die LTTE erstmals einen Luftangriff auf Armeestellungen geflogen und eine Luftwaffenbasis nahe dem internationalen Flughafen in Colombo bombardiert. Drei Soldaten wurden getötet, 17 teils schwer verletzt. Im vergangenen Oktober griff die LTTE zwei Öllager nahe der Hauptstadt aus der Luft an.

Die tamilischen Rebellen kämpfen seit gut 25 Jahren für einen eigenen Staat der Tamilen im Norden der Insel Ceylon. Sie fühlen sich von der singhalesischen Mehrheit der Bevölkerung diskriminiert. Der Bürgerkrieg hat schon mehr als 70.000 Menschen das Leben gekostet.

In Genf veranstalteten Tamilen vor dem UN-Gebäude eine der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre. An der Kundgebung nahmen nach Polizeiangaben rund 14.000 Menschen teil. Auf Spruchbändern verurteilten sie "30 Jahre Staatsterrorismus gegen die Tamilen" und verlangten, die UN müssten den "Völkermord" beenden.

Die EU-Außenminister wollen sich am Montag mit der Lage in Sri Lanka befassen. In einem in Brüssel veröffentlichten Resolutionsentwurf forderte die EU einen "sofortigen Waffenstillstand" und freien Zugang zu den vom Militär abgesperrten Gebieten. Darüber hinaus will die EU ihre Sorgen wegen "schwerer Menschenrechtsverletzungen" zum Ausdruck bringen.

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