Spitzenkandidaten der Linkspartei:Einer für alle, alle für einen

Machtkämpfe gehören bei den Linken zum alltäglichen Geschäft. Um die verschiedenen Parteiflügel zu einen, haben sie für den Wahlkampf 2013 ein großes Team gebildet. Gleich acht Spitzenkandidaten treten an - aber irgendwie dreht sich trotzdem alles nur um einen.

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Die Linke - Vorstellung Spitzenteam für Bundestagswahl

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Machtkämpfe gehören bei den Linken zum alltäglichen Geschäft. Um die verschiedenen Parteiflügel zu einen, wurde im Wahlkampf 2013 ein großes Spitzenkandidaten-Team aufgestellt. Jetzt treten gleich acht Vertreter für die Partei an - aber irgendwie dreht sich trotzdem alles nur um einen.

Gleich acht Spitzenkandidaten stellte Die Linke für die Bundestagswahl vor. Bei der Vorstellung um Januar standen sie Seit' an Seit' vor der roten Partei-Wand, auf den ersten Blick ein ausgeglichenes Team aus Frauen und Männern. Doch das Spitzenteam ist für viele Beobachter eher ein Schritt zu innerparteilichem Frieden denn zu einem erfolgreichen Wahlkampf. Hinter der Linken liegen zähe Monate der Verhandlungen.

Bundestag  - Gysi

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Als gesetzt galt früh der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi. Lange wurde aber gestritten, ob er als alleiniger Spitzenkandidat oder in einer Doppelspitze - und wenn ja, mit wem - antreten solle. Am Ende steht die Team-Lösung, trotzdem ist es Gysi, der hervorsticht. In der Runde der teils unbekannten Kandidaten gibt er der Partei ihr Gesicht. Die Linke selbst wird trotzdem nicht müde zu betonen, im Spitzenteam seien alle gleichberechtigt.

Der 65-jährige Jurist ist in Berlin geboren, dort begann auch seine politische Laufbahn. Erst war er Mitglied der SED, ab 1989 Vorsitzender der Nachfolgepartei PSD.

PDS GREGOR GYSI

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Als 1990 zum ersten Mal im vereinigten Deutschland gewählt wurde, gewann Gysi in seinem Berliner Wahlkreis das einzige Direktmandat für Die Linke. 2000 schied er aus der Politik aus, ließ sich nur ein Jahr später aber zu einer Rückkehr in die Landesregierung der Hauptstadt überreden. Seit 2005 ist er wieder Abgeordneter im Bundestag, Chef der Linksfraktion - und in seinem Wahlkreis sehr populär. Bei den letzten beiden Bundestagswahlen zog er jeweils per Direktmandat in das Parlament ein.

Gysi ist häufiger Talkshowgast, Anfang des Jahres bekam er sogar eine eigene Sendung beim MDR. Ein umstrittener Schritt, denn kurz vorher waren erneut Stasi-Vorwürfe gegen den Politiker laut geworden. Gysi soll als Anwalt in der DDR Informationen über seine Mandanten an die Stasi weitergegeben haben. Er selbst bestreitet das. Im März setzten die Verantwortlichen seine Talkshow nach drei Ausgaben wieder ab.

Linke Linkspartei Vize-Parteichefin Sahra Wagenknecht

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Für eine Doppelspitze mit dem Fraktionschef war Sahra Wagenknecht im Gespräch, doch Gysi sperrte sich angeblich gegen eine Kandidatur seiner Stellvertreterin. Im achtköpfigen Spitzenteam ist die 44-Jährige nun dabei. Wagenknecht studierte in Jena und Berlin, seit Oktober vergangenen Jahres ist sie promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin. Bevor sie 2009 über die nordrhein-westfälische Landesliste in den Bundestag einzog, war sie fünf Jahre lang Abgeordnete im Europaparlament und dort für Wirtschaft und Währung zuständig. Der frühere Parteivorsitzende Oskar Lafontaine gilt als ihr politischer Mentor und Wegbereiter. 2011 gaben die beiden bekannt, ein Paar zu sein. 

Programmkonferenz der Linkspartei

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Wagenknecht hatte lange einen Ruf als Hardlinerin und war führendes Mitglied der Kommunistischen Plattform, einer marxistischen Strömung innerhalb der Linkspartei. Seit ihrer Wahl zur stellvertretenden Parteichefin im Jahr 2010 lässt sie ihre Mitgliedschaft in der Gruppierung ruhen. In der Bundespolitik konzentriert sie sich zunehmend auf die Wirtschaftspolitik und tritt gemäßigter auf, trotzdem befürwortet sie nach wie vor einen antikapitalistischen Kurs der Linken und sträubt sich gegen eine Annäherung der Partei an die SPD. Die beiden unterschiedlichen Strömungen haben in den vergangenen Jahren häufig für Machtkämpfe innerhalb der Linkspartei geführt.

German Left-Wing Party 'Die Linke' Start Into New Year

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Dietmar Bartsch war stets eine zentrale Figur im Machtgerangel und entschiedener Gegner von Sahra Wagenknechts Kurs. Der Reformer befürwortet einen pragmatischeren Kurs der Linken und strebt eine Koalition mit SPD und Grünen an. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler war Bundesgeschäftsführer, bis er den Posten 2010 in einem Zwist mit dem damaligen Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine verlor. 

Co party leader Lafontaine, party fellows Bartsch and Gysi arrive to a party leaders meeting of the left-wing party Die Linke in Berlin

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Aufgegeben hat Bartsch danach nicht. Weil er 2012 ankündigte, für den Parteivorsitz zu kandidieren, trat Lafontaine nicht an. Der Streit spaltete die Partei, viele Mitglieder bezogen Position für einen der Anwärter auf den Chefsessel. Bei der Wahl verlor Bartsch dann knapp gegen Bernd Riexinger. Als entschiedener Vertreter des Reformer-Flügels polarisiert der Finanzpolitiker in seiner Partei: Von großen Teilen der Ost-Linken erfährt er viel Zuspruch, die Landesverbände im Westen sehen seinen moderaten Kurs kritisch.

PK Die Linke

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Mit Ex-Parteichef Klaus Ernst ist ein weiteres bekanntes Gesicht im Spitzenteam. Der 58-Jährige war SPD-Mitglied, wurde aber 2004 aus der Partei ausgeschlossen, weil er sich gegen das Reformprogramm Agenda 2010 der SPD-geführten Regierung wandte. Daraufhin gründete er mit anderen Gewerkschaftsfunktionären die WASG, 2007 fusionierte die Partei mit der PDS zur neuen Partei Die Linke. Ernst war erst Parteivize, 2010 wurde er Vorsitzender. Nach zwei Jahren und vielen parteiinternen Streitigkeiten stellte er sich im vergangenen Jahr nicht zur Wiederwahl. Jetzt ist der geborene Münchener Spitzenkandidat der Bayern-Linken und will sich als Vertreter des Gewerkschafterflügels im Wahlkampfteam für Gerechtigkeit am Arbeitsplatz einsetzen. Als Parteichef war er wegen der Höhe seines Gehalts kritisiert worden.

Stefan Raabs Polit-Talkshow  'Absolute Mehrheit'

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Neben der Aufstellung ihrer Routiniers überraschte die Partei mit der Nominierung von vier recht unbekannten Abgeordneten. Einer von ihnen ist Jan van Aken - seit sechs Jahren Parteimitglied, 2009 über die Hamburger Landesliste in den Bundestag eingezogen. Vorher arbeitete der promovierte Biologe für die Vereinten Nationen als Biowaffeninspekteur und engagierte sich bei Greenpeace. 2012 wählte ihn die Partei zum Fraktions-Vize, im gleichen Jahr wurde er auch außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion. In dieser Position setzt er sich für ein Ende aller Bundeswehreinsätze sowie den Stopp von Waffenexporten ein. Im November nahm van Aken an der ersten Runde von Stefan Raabs Polit-Talk "Absolute Mehrheit" teil und gewann im Zuschauervoting den zweiten Platz.

Caren Lay

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Caren Lay wurde im Juni 2012 zur Vize-Parteichefin gewählt, vorher war sie Bundesgeschäftsführerin der Linken. Trotzdem zählt auch sie zum eher unbekannten Teil des Spitzenteams. Die gebürtige Rheinländerin arbeite nach ihrem Soziologiestudium erst für die FU Berlin, danach als Beraterin im Sächsischen Landtag und Referentin im Verbraucherministerium. Ab 2004 saß sie für die Linke im sächsischen Landtag, zuletzt als parlamentarische Geschäftsführerin, bevor sie 2009 in den Bundestag einzog. In der Bundespolitik ist die 40-Jährige verbraucherpolitische Sprecherin der Linksfraktion, im Spitzenteam für die Bundestagswahl kümmert sie sich um Energie- und Wohnungspolitik. Lay gilt als moderate und pragmatische Linke, die zwischen Reformern und radikallinkem Flügel einen dritten Weg verfolgt. Bis 2010 war sie Teil des parteiinternen Zusammenschlusses "Forum demokratischer Sozialismus", der eine Modernisierung der Partei anstrebt.

Nicole Gohlke, 2009

Quelle: Catherina Hess

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Nicole Gohlke sagte vor Kurzem in einem Interview, die besten Anfragen in den Bundestagsausschüssen kämen von ihr. Fleißig ist die 37-Jährige zumindest: Als im Januar die bisherige Legislaturperiode ausgewertet wurde, hatte sie 103 schriftliche Anfragen an die Regierung gestellt. Die Münchenerin ist seit vier Jahren in der Bundespolitik. Bevor sie 2009 über die bayrische Landesliste ins Parlament einzog, arbeitete die studierte Kommunikationswissenschaftlerin für Event-Agenturen und die Linksfraktion im Bundestag. Als Abgeordnete ist sie hochschulpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, auch im Wahlkampf sind die Unis ihr Thema. 

Parteiintern gehört Gohlke zu den radikaleren Vertretern, sie ist Mitglied der Strömung sozialistische Linke und der Gruppe marx21. Als im Januar vergangenen Jahres bekannt wurde, dass der Verfassungsschutz Abgeordenete der Linkspartei beobachtet, stand auch Gohlke auf der Liste

Die Linke - Vorstellung Spitzenteam für Bundestagswahl

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Diana Golze ist schon eine Legislaturperiode länger im Parlament als die Neulinge Gohlke, Lay und van Aken, aufgefallen ist sie trotzdem nicht. Die 38-Jährige hat nach dem Abitur in Berlin Erziehungwissenschaften studiert und nach ihrem Abschluss als Sozialpädagogin für zwei Landtags-Abgeordnete gearbeitet. 2003 erhielt Golze selbst ein Mandat für den Kreistag Havelland, 2005 zog sie in den Bundestag ein. Für die Linksfraktion ist sie die kinder- und jugendpolitische Sprecherin, seit Februar 2012 außerdem stellvertretende Landesvorsitzende der Linken in Brandenburg. Im Wahlkampf ist die Sozialpolitik ihr Arbeitsbereich, sie spricht sich unter anderem gegen das Betreuungsgeld aus.

© Süddeutsche.de/chu/olkl/bavo
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