Spitzenkandidaten Bundestagswahl 2009:Die erste Reihe

Von "Kohls Mädchen" über das grüne Spitzenduo bis zum "Napoleon von der Saar": die Spitzenkandidaten der sechs größten Parteien im Profil. In Bildern.

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Angela Merkel, dpa

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Kandidatin mit Kanzlerinnenbonus

Einst "Kohls Mädchen", jetzt die erste Frau an der Spitze einer deutschen Bundesregierung. Angela Merkel (CDU) legte einen rasanten politischen Aufstieg hin von der stellvertretenden Pressesprecherin der ersten demokratischen DDR-Regierung über das Bundesministeramt für Frauen und Jugend bis in die Führungsriege der Union. Aber mit ihrer Kandidatur für das Kanzleramt ließ sich die gebürtige Hamburgerin, die in der Ueckermark aufwuchs, Zeit. 2002 ließ sie dem CSU-Kollegen Edmund Stoiber den Vortritt, im Gegenzug übernahm sie den CDU-Parteivorsitz. Erst 2005 trat sie selbst an und setzte sich gegen den SPD-Konkurrenten und damaligen Amtsinhaber Gerhard Schröder durch.

Vor dieser Bundestagswahl kann Angela Merkel als CDU-Spitzenkandidatin auf ihren Kanzlerinnenbonus verweisen: 2005 von vielen noch skeptisch beäugt, konnte sie diese Zweifel ausräumen und ihre Kritiker eines Besseren belehren. Aktuelle Umfragewerte belegen: Nur Wirtschaftsminister Guttenberg ist beliebter als die Kanzlerin.

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Frank-Walter Steinmeier; dpa

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Der Herausforderer

Erst sein Mentor Gerhard Schröder bescherte ihm den großen Karrieresprung: Als der SPD-Bundeskanzler 2005 seinen Posten für Angela Merkel räumen musste, wurde sein Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier zum Außenminister berufen - dem ersten SPD-Außenminister seit Willy Brandt 1966.

Neben dem Kaukasus-Konflikt, der Afghanistan-Problematik und der Unabhängigkeit des Kosovo brachte Steinmeier besonders der BND-Untersuchungsausschuss 2008 in die Bredouille: Dort musste er zu Versäumnissen im Falle des Deutsch-Libanesen Khalid el-Masri und dem in Bremen aufgewachsenen türkischen Staatsbürger Murat Kurnaz Stellung nehmen.

Auch wenn er sich als frischgekürter Kanzlerkandidat von seiner Partei feiern lässt, so hat er doch ein großes Manko: Er stehe zu oft im Schatten der Kanzlerin, muss Steinmeier sich oft anhören.

Entmutigend sind zudem Steinmeiers Beliebtheitswerte: Der Kanzlerkandidat landet auf Platz vier hinter Wirtschaftsminister Guttenberg, Kanzlerin Merkel und Finanzminister Steinbrück.

Foto: SPD-Parteitag in Berlin 2009/dpa

Peter Ramsauer; ddp

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Der Traditionskandidat

Eigentlich ist es Tradition in der CSU, dass der Landesgruppenchef auch Spitzenkandidat für die Bundestagswahlen ist. Aber im Falle Peter Ramsauer, dem gelernten Müllermeister aus dem oberbayerischen Traunwalchen, lag die Sache etwas anders. Parteichef Horst Seehofer ließ ihn lange zappeln, bis er seine Kandidatur offiziell verkündete - und befeuerte so Gerüchte um das frostige Verhältnis der beiden CSU-Granden.

Seit 2005 führt Ramsauer die CSU-Abgeordneten in der Hauptstadt. Auf dem Parteitag in Nürnberg wurden seine Verdienste in der großen Koalition von den Delegierten jedoch alles andere als gewürdigt: Mit 78,9 Prozent der Stimmen watschten sie ihren Spitzenkandidaten ab. In diesem Licht wirkt die Spitzenkandidatur mehr denn je wie ein Trostpflaster.

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Jürgen Trittin, Renate Künast; dpa

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Das Spitzenduo

Mit der Botschaft "Die Grünen haben's angepackt" führen Jürgen Trittin und Renate Künast, der Sozialwissenschaftler und die Rechtsanwältin, ihre Partei in die Bundestagswahl. Es war das erste Mal, dass Spitzenkandidaten der Grünen formell auf einem Parteitag bestätigt wurden - mit 92 Prozent der Delegiertenstimmen.

Der ehemalige Umweltminister vertritt die Parteilinken und die frühere Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin den Realoflügel. Als Führungsteam sollen beiden einen personenzentrierten Wahlkampf vermeiden, was Parteichefin Claudia Roth mit Blick auf den FDP-Vorsitzenden Westerwelle auch eine "One-Guido-Show-FDP" nennt.

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Guido Westerwelle, ddp

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Der Alteingesessene

In der FDP ist er der Mann der Stunde: Guido Westerwelle, promovierter Jurist und seit 2001 Parteivorsitzender.

Seine Bekanntheit wollte der ehemalige Generalsekretär schon 2002 nutzen - als erster Kanzlerkandidat seiner Partei. Vergeblich. Nun führt er die FDP als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl: Erklärter Wunsch-Koalitionspartner ist die Union.

Doch genau den erzürnt Westerwelle mit seinem jüngsten Vorschlag. Er will die Wehrpflicht abschaffen und eine Freiwilligenarmee einführen.

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Oskar Lafontaine, Gregor Gysi; dpa

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Das zweite Spitzenduo

Auch bei den Linken steht ein Führungsduo an der Spitze der Liste für die Bundestagswahl: die Fraktionsvorsitzenden Oskar Lafontaine und Gregor Gysi. Keine leichte Aufgabe, da jüngst parteiinterne Flügelkämpfe tobten.

Der für seine kämpferische Natur als "Napoleon von der Saar" bekannte Lafontaine, einst langjähriger SPD-Politiker und -Vorsitzender und mittlerweile Linken-Parteichef, tritt zudem bei den saarländischen Landtagswahlen als Spitzenkandidat an. Aber trotz seiner landespolitischen Avancen verliert er ein Ziel nicht aus den Augen: In zwei Jahren, wenn der zweite Parteichef Lothar Bisky in den Ruhestand geht, will Lafontaine den Parteivorsitz alleine übernehmen. Berlins ehemaliger Wirtschaftssenator und Ex-PDS-Parteichef Gysi soll ihn unterstützen.

Foto: dpa Text: sueddeutsche.de/cag/ihe

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