Spionage:NSA-Abhörprotokoll von Angela Merkel

Die deutsche Übersetzung des NSA-Protokolls einer Unterredung der Bundeskanzlerin vom 11. Oktober 2011. Angela Merkel war damals auf einer Vietnam-Reise.

Am Dienstag, 11. Oktober, belauscht die NSA offenbar ein Gespräch Merkels mit einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin. Dafüber wird eine Woche später ein Bericht in englischer Sprache angefertigt. In dem Gespräch geht es um Griechenland und die Euro-Krise. Die Kanzlerin befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Vietnam.

Die deutsche Übersetzung des NSA-Protokolls:

Eurozonen-Krise: Merkel unsicher bei Lösung griechischer Probleme, würde USA und Großbritannien drängen (TS//SI-G//OC/REL TO USA FVEY)

(TS//SI-G//OC/REL TO USA, FVLI) Im Gespräch über die griechische Finanzkrise mit ihrem persönlichen Assistenten am 11. Oktober räumte Kanzlerin Angela Merkel ein, ratlos zu sein in der Frage, welche Option - ein weiterer Schuldenschnitt oder eine Transferunion - am besten geeignet wäre, um mit der Situation umzugehen. (Der Ausdruck "Schuldenschnitt" bezieht sich auf die Verluste, welche private Investoren beim Nettowert ihrer griechischen Anleihen hinnehmen müssen.) Merkels Befürchtung geht dahin, dass Griechenland selbst bei einem weiteren Schuldenschnitt nicht in der Lage wäre, seine Probleme zu überwinden, weil es die übrigbleibenden Schulden nicht bewältigen könne. Mehr noch bezweifelte sie auch, dass die Entsendung von Finanzexperten nach Griechenland besonders hilfreich wäre, um das Finanzsystem dort unter Kontrolle zu bringen. Innerhalb des deutschen Kabinetts unterstützt allein Finanzminister Wolfgang Schäuble weiter stark einen Schuldenschnitt, trotz Merkels Bemühen, ihn einzuhegen, während Frankreich und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso als Befürworter eines sanfteren Ansatzes gesehen wurden. EU-Zentralbank-Präsident Jean-Claude Trichet war entschlossen dagegen, die geschäftsführende Direktorin des IMF Christine Lagarde wurde als in dieser Frage unentschlossen beschrieben. Letztlich war Merkel der Ansicht, dass etwas unternommen werden müsse, um eine Finanztransaktionsteuer (FTT) zu verwirklichen; dies im kommenden Jahr zu bewerkstelligen wäre in ihrer Einschätzung ein wichtiger Schritt, um die Erleichterungen für Banken auszubalancieren. In dieser Hinsicht waren die Deutschen der Ansicht, dass Druck auf die Regierungen der USA und Großbritanniens ausgeübt werden sollte, um dabei zu helfen, eine FTT herbeizubringen.

Unconventional

German leadership

6/00/526362-11, 181753z

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