Spionage im Kalten Krieg:Im Dienst des Gegners

Zehn russische Agenten werden gegen Spione des Westens ausgetauscht - eine Nachricht wie aus dem vergangenen Jahrhundert. Die spektakulärsten Spionage-Fälle aus dem Kalten Krieg.

Barbara Vorsamer

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Anna Chapman

Quelle: ap

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Nix Schlapphut, Trenchcoat und Zigarre - so sieht ein russischer Spion von heute aus: Anna Chapman, eine 28-jährige Immobilienmaklerin, war im Nebenberuf Agentin für Moskau. Doch der russische Spionagering flog auf.

Russland plant spektakulären Agentenaustausch

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Daraufhin tauschten die USA Anna Chapman und ihre neun Agentenkollegen gegen vier Häftlinge aus Russland aus, die für den Westen spioniert haben sollen. Einer davon ist der russische Wissenschaftler Igor Sutjagin. Zum Austausch kam es am 9. Juli auf neutralem Gebiet, auf dem Flughafen Wien-Schwechat.

Agentenaustausch zwischen Ost und West

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In den Jahrzehnten des Kalten Krieges diente die Glienicker Brücke zwischen Westberlin und Potsdam als Ort für die Gefangenenübergabe. Der spektakulärste Fall: 1962 kreuzten sich hier die Wege des amerikanischen U-2-Piloten Gary Powers und des sowjetischen Meisterspions Rudolf Iwanowitsch Abel.

FRANCIS GARY POWERS

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Der Air-Force-Pilot Powers wurde 1960 in seinem CIA-Aufklärungsflugzeug über sowjetischem Territorium abgeschossen, überlebte aber dank Fallschirm. Das war nicht vorgesehen - "Spione" wie er hatten für solche Fälle sogar eine Giftnadel dabei, um sich das Leben zu nehmen. Stattdessen gestand er alles.

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Quelle: ap

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Die sowjetisch-amerikanischen Verhältnisse erkalteten schlagartig, ein kurze Zeit später stattfindender Friedensgipfel zwischen US-Präsident Dwight D. Eisenhower und Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow platzte. Der "US-Spion" Gary Powers wurde von einem sowjetischen Gericht zu drei Jahren Haft und sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Rudolf Abel

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Die musste er jedoch nicht durchleiden: 1962 wurde Powers auf der Glienicker Brücke gegen den sowjetischen Meisterspion Rudolf Abel ausgetauscht. Unter der Tarnidentität des Fotografen Emil Goldfus spionierte Abel jahrelang für die UdSSR und leitete ein ganzes Team von Agenten in den USA. Er verriet sich 1957 selbst - weil er unvorsichtigerweise eine Münze mit Geheimfach verschenkte.

Klaus Fuchs

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Der deutsche Physiker Klaus Fuchs floh vor den Nazis nach Großbritannien und später in die USA. Dort sammelte der überzeugte Kommunist fleißig Informationen zur atomaren Aufrüstung. 1950 flog er auf. Sein Geständnis führte ...

Rosenberg

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... die Ermittler zu dem US-amerikanischen Ehepaar Julius und Ethel Rosenberg. Weil man es als erwiesen ansah, dass die beiden Einzelheiten aus US-Atomwaffenplänen weitergegeben hatten, wurden sie 1953 hingerichtet. Sie waren die einzigen Zivilisten, die während des Kalten Krieges wegen Spionage exekutiert wurden.

KIM PHILBY

Quelle: ag.dpa

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Im paranoiden System von Spionage und Gegenspionage war es für die beiden Großmächte vor allem wichtig, die Geheimdienste der Gegenseite zu unterwandern. Dabei kamen sie bis in die höchsten Ebenen: Kim Philby war als Stationschef des britischen Geheimdienstes MI6 in Washington stationiert und ein Duz-Freund des aufstrebenden CIA-Mannes (und späteren CIA-Chefs) James Angleton. 1963 gestand Philby in Beirut, dass er seit den dreißiger Jahren für die Russen arbeitete - und floh nach Moskau.

FBI FILE PHOTO OF FORMER FBI AGENT ROBERT HANSSEN

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Der 2001 enttarnte FBI-Agent Robert Hanssen spionierte ebenfalls für die Russen - und zwar schon seit 1979, seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Die damalige US-Regierung reagierte mit harten Maßnahmen und verwies 50 russische Diplomaten des Landes. Moskau reagierte prompt und schickte 50 US-Diplomaten nach Hause. Hanssen büßt mit einer lebenslangen Haftstrafe für seinen Verrat.

ALDRICH AMES

Quelle: ag.ap

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Viele fanden damals, die Bush-Regierung habe überreagiert. Nach der Enttarnung des CIA-Mitarbeiters Aldrich Ames 1994 als Sowjetspion erklärten die USA lediglich einen russische Diplomaten zur unerwünschten Person. Ames hatte über einen Zeitraum von neun Jahren mehr als 100 Aktionen der CIA an die Sowjets verraten. Dafür gab es lebenslänglich.

HANSJOACHIM TIEDGE

Quelle: ag.dpa

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Doch nicht nur in Russland und Amerika waren die Geheimdienste aktiv - zwischen den beiden Großmächten lag, richtig: das geteilte Deutschland. Nirgends wurde so viel spioniert, rekrutiert, gesammelt, abgehört und abgeworben wie im geteilten Berlin. Einer der berühmtesten Überläufer ist Hansjoachim Tiedge. Fast 20 Jahre lang war er beim Bundesamt für Verfassungsschutz zuständig für die Abwehr der DDR-Spionage. 1985 dann floh er nach Ostberlin - und verriet den ostdeutschen Geheimdiensten alles, was er wusste. Nach der Wende siedelte ihn der KGB nach Moskau um.

Heinz Felfe

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Und noch ein Meisterspion des KGB: Heinz Felfe, Kriminalbeamter beim Bundesnachrichtendienst. Im Dritten Reich hatte er eine Musterkarriere beim Sicherheitsdienst (SD) gemacht, nach dem Krieg steigt er bei der Organisation Gehlen und später beim BND rasch auf - und arbeitete doch eigentlich für den KGB. Als er aufflog, stand der Nachrichtendient der Bundesrepublik vor einem Desaster. Felfe wurde zunächst zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt, dann aber freigetauscht. In Ostberlin bekam er eine Professur für Kriminalistik.

Helmut Schmidt, Günther Guillaume und Willy Brandt bei einer SPD-Vorstandssitzung, 1973

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Der größte Spionage-Skandal der BRD war jedoch die "Guillaume-Affäre". 1974 wurde der persönliche Referent von Bundeskanzler Willy Brandt (rechts), Günter Guillaume (Mitte), als DDR-Agent enttarnt. Das löste eine schwere innenpolitische Krise aus, an deren Ende der Rücktritt Brandts stand. Spion Guillaume bekam wegen Landesverrats 14 Jahre Haft, im Rahmen eines Gefangenenaustausches durfte er jedoch 1981 nach Ostberlin.

© sueddeutsche.de/Barbara Vorsamer
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