Spionage:BND hat angeblich auch Nato-Partner Albanien im Visier

Angela Merkel,

Spionieren unter Freunden gehe gar nicht, findet Angela Merkel. Doch warum hat der aus dem Kanzleramt dirigierte BND dann Nato-Partner Albanien im Visier?

(Foto: AP)

Ausspähen unter Freunden gehe gar nicht, sagte Kanzlerin Merkel, nachdem die Bespitzelungsaktion der Amerikaner auf ihr Handy bekannt wurde. In Bezug auf andere Nato-Staaten wie Albanien scheint der deutsche Auslandsgeheimdienst einem Magazinbericht zufolge anderer Auffassung zu sein.

Nach Informationen des Spiegel hat der Bundesnachrichtendienst (BND) nicht nur das Nato-Land Türkei im Visier, sondern auch Albanien, das ebenso Mitglied in der Transatlantischen Allianz ist.

Im "Auftragsprofil der Bundesregierung" für den BND sei auch Albanien als sogenanntes "Kernland" aufgeführt, schreibt das Magazin. Das bedeute, dass der BND das Land operativ aufklärt.

Dem Bericht zufolge wurde Albanien bereits vor seinem Beitritt zur Nato auf die Zielliste des deutschen Nachrichtendienstes genommen. Der BND interessiere sich dort vor allem für organisierte Kriminalität.

Dass der BND die Nato-Partner Türkei und Albanien zum Ziel hat, widerspricht Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nachdem bekannt geworden war, dass US-Dienste das Handy Merkels angezapft haben, hatte die CDU-Chefin erklärt, ausspionieren unter Freunden "geht gar nicht" (hier mehr dazu).

1000 Seiten ausgehändigt

Die nun publik gewordenen Informationen haben einen Zusammenhang mit Spionagefällen aus der jüngeren Vergangenheit. Sowohl die Türkei als auch Albanien tauchen demnach auf einer 2009 aktualisierten Version des Auftragsprofils auf, das der BND-Mitarbeiter und mutmaßliche CIA-Spion Markus R. an seine Auftraggeber weitergab.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete zuvor, dass der CIA-Konfident die Amerikaner informiert hat, wie der BND die amerikanischen Außenpolitiker Hillary Clinton und John Kerry abgehört hatte (hier mehr dazu).

Dem aktuellen Spiegel zufolge soll R. etwa tausend Seiten ausgehändigt haben, darunter weitere brisante Dokumente. Darunter soll sich auch ein Konzept zur "Gegenspionage" befunden haben, wie die SZ schon im Juli geschrieben hatte.

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