"Spiegel"-Titel zur Piratenpartei:"Seriöse Aussagen kann man auch mit Hut machen"

Plötzlich berühmt: Gregory Engels, 35, Pirat, ist seit Montag an jedem deutschen Zeitungskiosk zu sehen. Ein Foto des IT-Unternehmers schaffte es auf den Titel des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Nun steht er als Symbol für den angeblichen Dilettantismus der Piraten - ohne dass Engels davon wusste.

Antonie Rietzschel

Gregory Engels ist IT-Unternehmer in Offenbach - und seit Montag berühmt: Ein Foto des gebürtigen Russen ziert die Titelseite der aktuellen Ausgabe des Magazins Spiegel. Engels, 35, ist Ko-Vorsitzender des Dachverbandes der Piraten international, außerdem Stadtverordneter und Fraktionschef in Offenbach.

"Spiegel"-Titel zur Piratenpartei: Ohne Piratenhut, dafür aber mit Krawatte. So sieht Gregory Engels im Alltag aus.

Ohne Piratenhut, dafür aber mit Krawatte. So sieht Gregory Engels im Alltag aus.

Herr Engels, ein Foto mit Bäuchlein und Piratenhut - gefallen Sie sich auf dem Titel des Spiegels?

Vom journalistischen Standpunkt aus gesehen ist es ein gutes Foto. Es passt sehr gut zu dem Artikel. Mir ist völlig bewusst, dass es sich um ein Symbolbild handelt, es mich also nicht persönlich angreift. Für meinen Bauch kann ich jetzt nicht den Spiegel verantwortlich machen. Dass ich abnehmen muss, ist klar.

Wussten Sie in dem Moment, als das Foto gemacht wurde, dass Sie bald auf dem Titel eines Magazins mit Millionenauflage zu sehen sind?

Nein. Ich war selbst ganz überrascht, als ich am Sonntagmorgen im Bett die ersten Twitter-Meldungen darüber las und es dann auch selbst sah. Das Bild ist auf dem Bundesparteitag 2011 in Offenbach entstanden. Damals war ich einer der Hauptorganisatoren. Deswegen trage ich auch das rosafarbene Orga-Shirt. Zu mir kamen viele Journalisten und fragten, ob ich nicht noch einmal das Stimmkärtchen nach oben halten und dies und das tun könnte. Das Bild ist dann dabei herausgekommen.

Unter dem Foto steht "Avanti Dilettanti". Sind Sie nicht sauer, dass man Sie stellvertretend für eine Partei voller angeblicher Amateure so abdruckt?

Aber das stimmt doch. Wir stehen mit unserer Partei noch am Anfang. Keiner von uns ist Berufspolitiker. Auch ich habe keine politische Erfahrung gehabt, als ich 2009 zu den Piraten kam. Aber das ist ja auch eine unserer Stärken.

Die in dem Artikel aber eher als Schwäche beschrieben wird.

Der Artikel stellt alle unsere Stärken als Schwächen dar. Deswegen finde ich ihn auch nicht so gut. Ich habe allgemein das Gefühl, dass die Medien aufgrund der bevorstehenden Landtagswahlen negativer über uns berichten. Doch die Wähler werden die Absicht dahinter erkennen. Grundsätzlich finde ich es ja auch gut, wenn unsere Message in den Medien verbreitet wird.

Woher haben Sie eigentlich den Hut, den Sie auf dem Bild tragen?

Den habe ich mir 2010 in Walt Disney World in Orlando gekauft. Ich trage ihn aber nur an Infoständen und bei den Bundesparteitagen.

Wie finden das Ihre Parteikollegen?

Nachdem das Spiegel-Cover erschienen war, gab es bei Twitter tatsächlich Diskussionen über den Hut. Wir müssten von diesem maritimen Piratenimage weg, hin zu seriösen Aussagen. Ich finde: Seriöse Aussagen kann man auch mit Hut machen.

Werden Sie sich das Cover jetzt einrahmen?

Ja. Das wird im Gang hängen, auf dem Weg zu meinem Arbeitszimmer.

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