Spendensammeln via Internet:Ein Brandbrief von Obama

Eine umfangreiche Mailadressen-Datei garantiert viele Spenden. Wie Barack Obama per E-Mail Geld sammelt.

Von Reymer Klüver

Es war ein Brandbrief. Jedenfalls hätte man das, was Camp Obama, die Wahlkampfzentrale des schärfsten Konkurrenten Hillary Clintons um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten, am vergangenen Donnerstag per E-Mail verbreitete, in vorelektronischen Zeiten so genannt.

Darin schrieb Barack Obama, dass er im dritten Quartal dieses Jahres 2,1 Millionen Dollar weniger Spenden eingenommen habe als Clinton. Ganz unumwunden forderte er alle Empfänger der Mail auf, sofort 25 Dollar zu spenden, um die Lücke zu schließen.

Es muss Obama mächtig ärgern, dass er zum ersten Mal weniger Spenden eingenommen hat als Clinton. Bislang lag er in der Gunst der Spender klar vorn.

23 oder 2300 Dollar

Zudem offenbart der Brief, wie aggressiv Obamas Kampagne übers Internet Millionen sammelt. "Wir hatten uns von vornherein entschieden, nicht nur nach dem großen Geld zu schielen", sagt Alan Solomont, ein Finanzmann aus Boston, der früher für Bill Clinton Geld gesammelt hatte.

"Wir hatten Leute im Auge, die 2300 Dollar zahlen können, aber genauso die Studenten, die 23 Dollar geben." 2300 Dollar sind der Höchstbetrag, der einem Kandidaten für die Primaries, die Vorwahlen, gespendet werden darf.

Der jugendlich wirkende Obama hat nicht nur die Herzen vieler Menschen geöffnet, sondern auch ihre Geldbeutel. Dabei half ihm zweierlei. Eine gewaltige E-Mail-Kampagne und ein professionell aufgezogenes Netz sogenannter "Bundlers", die Spender für den Wahlkampf organisierten.

Bereits Obamas erster Spendenaufruf machte Furore. Er ging elektronisch und per Post an 800 000 Menschen. Die Adressen dafür waren zusammengewürfelt.

Sie stammten aus früheren Wahlkampagnen Obamas, von Magazinen oder auch der Adressdatei der Martin-Luther-King-Library in Atlanta. 17 000 Spenden gingen ein. Ein Rückfluss, der alle Erwartungen übertraf.

Insgesamt haben bisher 365 000 Amerikaner für Obamas Kampagne gespendet. "Die eigentliche Stärke unserer ursprünglich kleinen Basis an Spendern ist ihr Engagement", sagt Obamas Kampagnen-Manager David Plouffe, "nicht ihr Geld." Viele hätten noch längst nicht die gesetzlich erlaubten 2300 Dollar gespendet, das volle Spendenpotential sei noch nicht ausgeschöpft, sagt Plouffe.

Tatsächlich haben 46 Prozent aller Spender für Obama die Höchstsumme gegeben, bei Clinton waren es bisher 66 Prozent.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: