Spekulation um iranische Atombombe:"Nicht nah dran"

Irans Atomprogramm gibt weiter Rätsel auf: Während der US-Generalstabschef genug Material für eine Bombe im Land vermutet, widerspricht Verteidigungsminister Gates.

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat Spekulationen widersprochen, Iran könne bald über eine Atombombe verfügen. Die Iraner seien derzeit "nicht nah dran", eine Atombombe zu haben, sagte Gates in einem am Sonntag (Ortszeit) veröffentlichten Interview mit dem US-Fernsehsender NBC. Dazu fehlten Teheran die notwendigen Ressourcen. "Also haben wir Zeit", fügte der Minister hinzu. Ähnlich hatte sich kürzlich auch der nationale Geheimdienstdirektor Dennis Blair in einer Kongressanhörung geäußert.

Angesichts deutlich gesunkener Ölpreise habe die internationale Gemeinschaft gute Chancen, im Atomstreit mit Iran auf dem Verhandlungsweg Erfolg zu haben, sagte Gates. Irans Einnahmen stützen sich wesentlich auf den Verkauf von Erdöl. Wenn dieser weniger einbringt, wirken sich die vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Wirtschaftssanktionen gegen Iran schmerzhafter aus. Nach einem historischen Höchststand von 147,50 Dollar pro Fass im Juli 2008 sank der Ölpreis im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise auf 35 bis 40 Dollar.

Vor Gates Äußerungen hatte CNN ein Interview mit US-Generalstabschef Michael Mullen ausgestrahlt, in dem dieser sagte, nach Einschätzung der USA verfüge der Iran bereits über genügend atomwaffenfähiges Material für den Bau einer Bombe. Auf eine entsprechende Frage antwortete Mullen mit den Worten: "Wir glauben, ganz offen gesagt, sie haben es." Mullen fügte hinzu, er glaube "seit einer langen Zeit, dass es ein sehr, sehr schlechtes Ergebnis für die Region und für die Welt wäre, wenn Iran eine nukleare Waffe besitzen würde."

Der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) befasst sich von Montag an mit dem festgefahrenen Atomstreit mit Iran. Die IAEA geht davon aus, dass Iran ungeachtet der UN-Sanktionen weiter Uran anreichert. Teheran beharrt darauf, dass es Atomkraft nur zu zivilen Zwecken nutze und darauf wie andere Länder auch ein Recht habe.

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